FOTO: KAPUZINER
BR. MANFRED MARENT
wurde 1930 geboren. Im Jahr 1960 ging er mit einem Mitbruder nach Madagaskar. Seit einigen Jahren lebt er im Kapuzinerkloster in Innsbruck.
Interview mit Br. Manfred: Der letzte Missionar in Madagaskar
Österreichische Kapuziner waren viele Jahre in Madagaskar tätig. Der letzte Missionar, Br. Manfred Marent, lebt mittlerweile in Innsbruck. Sein Mitbruder Christoph Kurzok hat sich dort mit ihm unterhalten.
Br. Manfred, wann hast du Dich entschieden, als Missionar nach Madagaskar zu gehen?
Das war die Zeit, als ich in Innsbruck Exerzitien gemacht und danach meinen Provinzial gebeten habe, in die Mission gehen zu dürfen. Gemeinsam mit einem Mitbruder bin ich dann nach Madagaskar geschickt worden. Das war im September 1960.
Zu diesem Zeitpunkt warst Du 30 Jahre alt und bist seit sechs Jahren Priester gewesen.
Das war gut so, und ich empfehle auch jedem, der in die Mission gehen will, vorher seelsorgliche Praxis zu sammeln. Dann ist es leichter in der Mission.
Madagaskar war Dir völlig neu, wie hast Du die Sprache gelernt?
Ich kannte niemanden und kannte auch die Sprache überhaupt nicht. „Malgasch“ habe ich mir vor Ort erarbeitet, mit den Menschen im Gespräch.
Was ist Dir an ersten Eindrücken besonders in Erinnerung?
Dass die Leute so freundlich und liebevoll waren. Sie haben ein ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl und uns Kapuziner vor Ort mit Begeisterung aufgenommen. Wir konnten direkt eine gute Beziehung aufbauen, von Anfang an klappte das gut.
Wie waren Deine ersten Jahre im Land?
Ich war 20 Jahre lang in Antsakabary, im Gebirge im Norden. Es hieß: Die Tiroler kommen aus den Bergen, also sollen sie auch wieder in die Berge gehen. Und das passte auch gut, denn die Menschen dort sind vom Charakter ähnlich den Menschen, die ich hier aus den Bergen kenne.
Wie war der Weg nach Antsakabary und wie hast Du Dich vor Ort bewegt?
Der Weg von der Hauptstadt nach Antsakabary war sehr schlecht! Von März bis November kam man gar nicht durch – die Regenzeit machte die Straße unpassierbar. Vor Ort habe ich mich meist zu Fuß bewegt. Das dauert zwar und man erlebt manche Dinge, aber man kommt zu Fuß letztlich überall hin.
Was war Deine Arbeit im Land?
Als erstes habe ich die Sprache gelernt, Malgasch. Und dann ging es an die Arbeit vor Ort: Wir haben Häuser und Kirchen gebaut und Versammlungen für Katecheten abgehalten. Ich habe mich auch um die Novizen gekümmert, also um den Ordensnachwuchs. Ich durfte 160 junge Männer aufnehmen und begleiten. Einige Jahre war ich auch Oberer von Madagaskar, also Provinzial. Und natürlich habe ich viele Missionsreisen gemacht, manchmal waren wir einen Monat lang unterwegs.
Wie lief das ab bei diesen Besuchen?
Wenn wir in ein Dorf kamen, sind wir zuerst zu den Ältesten gegangen. Das ist Brauch in Madagaskar. Ein Fremder muss zuerst zu den Älteren, zu den Vorstehern, gehen, sie begrüßen, sich vorstellen und sagen, warum er da ist. Erst dann kann er mit den Jugendlichen oder mit anderen Leuten sprechen. Und so haben wir es auch gehalten. Anschließend konnten wir den sehr interessierten Menschen vom Evangelium erzählen, Bilder zeigen und singen.
Mittlerweile lebst Du wieder in Innsbruck. Wenn Du zurückschaust: Was hat Dich am meisten geprägt?
Ich bin sehr froh, dass ich in Madagaskar leben durfte, bei diesen großartigen Menschen. Die Kultur dort ist von Zusammenhalt und gegenseitiger Beziehung geprägt. Das ganze Leben wird auf diese Werte ausgerichtet, mit gegenseitiger Hilfe, Vertrauen und Respekt. Dass ich das erleben konnte, ist einfach großartig.
Interview: Br. Christoph Kurzok