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„Bedeutungsvolles Zeugnis des Glaubens“: Zwei Kapuziner als Märtyrer anerkannt
Selige Kapuziner: Der Vatikan hat Ende Oktober ein Dekret erlassen, in dem das Martyrium der beiden Kapuziner Leonard Melki und Thomas Saleh anerkannt wird. Die beiden Ordensleute und Priester waren Kapuziner der Kustodie im Nahen Osten und wurden aus „religiösem Hass“ getötet. Sie starben in den Jahren 1915 und 1917 im Zuge des Völkermordes an den Armeniern durch das Osmanische Reich.
Das starke und bedeutungsvolle Zeugnis des Glaubens und der heroischen Liebe, das die beiden Diener Gottes Leonard Melki und Thomas Saleh gegeben haben, kann auch heute der Kirche und der Welt sagen, wie notwendig eine überzeugte Verkündigung des Evangeliums ist, die auch schwierigste und entfernteste Gegenden erreicht, trotz Gefahren und Verfolgungen“, heißt es im Dekret des Vatikans.
Bruder Leonard Melki wurde im libanesischen Dorf Baabdath 1881 geboren; er war das siebte von elf Kindern. Getauft wurde er wahrscheinlich am 8. Oktober desselben Jahres und gefirmt am 19. November 1893. Angezogen vom Beispiel der Brüder, entschied er sich, Kapuziner und Missionar zu werden. Am 28. April 1895 trat er in das Kleine Seminar “Sankt Stefan” bei Konstantinopel ein, das zum Apostolischen Institut des Orients gehörte. Dort erhielt er am 2. Juli 1899 das Kapuzinerkleid und legte ein Jahr später die erste Profess ab. Im Konvent von Bugià bei Smyrna machte er die philosophischen und theologischen Studien, die feierliche Profess am 2. Juli 1903 und wurde am 4. Dezember 1904 zum Priester geweiht. Am 23. April 1906 wurde Bruder Leonard in die Mission von Mesopotamien ausgesandt.
Feld seines missionarischen Wirkens waren die Städte Mardin, Mamuret-ul-Aziz und Orfa. Mit Eifer widmete er sich der Predigt und Beichte, dem Unterricht, der Leitung von Schulen, der Jugendpastoral und dem franziskanischen Dritten Orden. Am 5. Dezember 1914 brachen zum ersten Mal Soldaten in die Kirche der Kapuziner in Mardin ein; weitere Gewaltakte und Belästigungen gegen die Missionare folgten und gipfelten im Befehl, das Kloster zu verlassen. Um seinen 80-jährigen Mitbruder nicht allein zu lassen, entschied Leonard im letzten Moment, bei ihm zu bleiben, trotz der Gefahr. Am 5. Juni 1915 wurde er verhaftet und sechs Tage heftig gefoltert mit dem Ziel, dass er seinem Glauben abschwöre und die islamische Religion annehme. Am 11. Juni, Fest des Heiligen Herzens Jesu, wurde er an die Spitze eines Konvois von 416 Menschen gestellt. Es begann ein langer Deportationsmarsch mit dem Ziel Diarbekir. Auf halbem Weg dieses langen Marsches wurden sie noch einmal vor die Wahl gestellt, ihren Glauben zu wechseln. Nachdem sie dies verweigert hatten, wurden sie alle an dem Ort namens Kalaat Zirzawane hingerichtet und ihre Leiber verscharrt oder in Brunnen geworfen.
Bruder Thomas Saleh wurde im selben Dorf Baabdath im Libanon geboren, wahrscheinlich am 3. Mai 1879, als fünfter von sechs Buben. Getauft wurde er in den folgenden Tagen und gefirmt am 19. November 1893. Auch er entschied sich, angezogen vom Beispiel der Brüder, Kapuzinermissionar zu werden. Zusammen mit seinem Mitbruder Leonard Melki trat er am 28. April 1895 ins Kleine Seminar “Sankt Stefan” ein, wo er am 2. Juli 1899 das Kapuzinerkleid erhielt und ein Jahr später die erste Profess ablegte. Philosophie und Theologie studierte er im Kloster von Bugià, wo er am 2. Juli 1903 auch das feierliche Versprechen der Gelübde machte. Zum Priester geweiht wurde er am 4. Dezember 1904. Nach dem Schlussexamen am 23. April 1906 wurde er mit Leonard Melki zur gleichen Mission in Mesopotamien ausgesandt.
Sein weiteres Leben vollzog sich in den kleinen Städten Mardin, Kharput und Diarbekir. Er predigte, hörte Beichten, unterrichtete, leitete Schulen, widmete sich der Jugendpastoral und dem Dritten Orden. Am 22. Dezember 1914 wurde er mit seinem Mitbruder und einigen Schwestern aus dem Kloster in Diarbekir vertrieben, so dass er in den Konvent von Orfa floh. Zwei Jahre widerstand er den Belästigungen durch die Polizei und überlebte auch zwei Massaker von Christen in der Stadt. Am 4. Januar 1917 wurde er mit seinen Mitbrüdern verhaftet unter der Anklage, im Kloster einen armenischen Priester, Haupt seiner Gemeinde zu verbergen, um ihn dem sicheren Tod zu entziehen, und eine Waffe zu besitzen, was letzteres nicht wahr war. Beide Anklagen führten zur Verurteilung zum Tod. Bruder Thomas wurde von einem Ort zum anderen geschleift, erlitt alle Arten von Misshandlungen und erkrankte an Typhus. Entkräftet in Marash angekommen, starb er wahrscheinlich am 18. Januar 1917.