FOTO: KAPUZINER/JACOBY
BR. Moritz Huber
wurde 1995 in Friedberg geboren. Er machte 2013 Abitur und begann eine Lehre als Brauer. Nach einer Pilgerreise nach Rom arbeitete er einige Monate in der Verwaltung eines Flüchtlingsheimes, anschließend war er als Brauer tätig. 2019 trat er ins Postulat bei den Kapuzinern ein und legte im September 2021 die Einfache Profess ab.
„Du hast hier deinen Platz gefunden, bei Gott und deinen Brüdern!“
Br. Moritz Huber hat im September die Einfache Profess als Kapuziner abgelegt. Wie er seine Berufung gefunden hat, warum Stille in der Beziehung mit Gott wichtig ist und was er sich von seinen Mitbrüdern wünscht, sagt der junge Ordensmann im Interview.
Br. Moritz, Du hast vor wenigen Wochen Deine Einfache Profess abgelegt. Was hast Du im Noviziatsjahr über Dich und Deine Beziehung zu Gott gelernt?
Vor allem habe ich in diesem Jahr gelernt – und das gilt für mich selbst, wie auch für meine Beziehung zu Gott – was es heißt, Dinge anzunehmen: die Dinge aus der eigenen Hand zu geben, von Vorstellungen loslassen. Darüber kann man sich viele Gedanken machen, viel meditieren, viel spekulieren – oder man sieht sich ein Jahr lang ganz real damit konfrontiert. Im Grunde genommen habe ich die gleiche Erfahrung gemacht wie die meisten von uns im Leben, sei es als Eltern, sei es im Berufsleben, sei es im Alltag, gerade mit Corona. Es geht nicht immer so, wie wir das wollen. Und dies anzunehmen und auszuhalten, auch für einen längeren Zeitraum, führt in die Tiefe, führt zur Sinnfrage „wofür mache ich das alles?“ und führt schließlich zur Treue, zum Frieden, ja zu einer wirklichen Liebe.
Warum bist Du Kapuziner geworden?
Es wäre falsch zu sagen, ich hätte mir die Kapuziner ausgesucht und genauso falsch wäre, das Gegenteil zu behaupten. Richtig ist, dass es eher wie ein Zufall wirkte, dass ich Kontakt zu den Kapuzinern aufgenommen hatte. Richtig ist auch, dass ich mir ganz lange nie hätte vorstellen können, ein solches Leben zu führen. Und trotzdem hätte es nicht besser passen können. Erst als ich schon mittendrin war, ist mir klar geworden, wie sehr mir dieser Orden entspricht und wie sehr auch mein Weg dorthin zu ihm passt. Nachdem ich das erste Mal bei den Kapuzinern in Salzburg war, hörte ich etwas in mir sagen: „Du kannst hier doch in Freude und Zufriedenheit deinen Glauben leben, was willst du denn mehr?“ Die Möglichkeiten sind unbegrenzt und es gibt immer etwas – so scheint es zumindest – das besser passen könnte. Wie schön, dass sich jetzt gezeigt hat, dass es richtig war, auf die Stimme zu hören und dass ich auch in Anbetracht der vielen Möglichkeiten sagen kann: Was willst du denn? Du bist doch zufrieden hier. Du hast hier deinen Platz gefunden, bei Gott und deinen Brüdern!
Wie sieht Dein nächstes Jahr aus?
Nach meinem Urlaub geht es für vier Monate in ein Sozial-Praktikum nach München. Ab dem Sommersemester beginnt dann für mich das Theologie-Studium in Münster.
Wie hast Du Deine Berufung gefunden? War das ein besonderes Ereignis, ein Weg?
Bei mir war es auf jeden Fall viel mehr ein Weg als ein Ereignis – sogar im wörtlichen Sinn. Ich bin 2016 von Innsbruck aus zu Fuß nach Rom gegangen und konnte dort den Heiligen Franziskus und auch einige franziskanische Brüder kennenlernen. Vor allem die Figur des heiligen Franziskus und die von ihm geprägten Orte, wie Assisi und La Verna, zeigten mir einen Weg, Glauben authentisch und in Freude zu leben. Obwohl ich nicht sagen würde, dass ich damals meine Berufung schon gefunden hätte, war es auf jeden Fall ein Weg, welcher mir dann die Möglichkeit eines Neubeginns bot, als eine Sehnsucht in mir aufkam, mein Leben mehr auf Gott und die Menschen auszurichten.
Was ist Dir wichtig in Deiner Beziehung mit Gott?
Vor allem das Hinhören in der Stille. Eine Beziehung lebt aus dem Dialog mit dem Gegenüber. Wenn ich nicht still werde und hinhöre, auf das, was mir Gott durch meine Geschichte und durch meine Gegenwart sagen möchte, dann werde ich meinen Weg nach vorne nicht mit ihm gemeinsam gehen können. Auf etwas, das man nicht hört, lässt sich nur schwer antworten.
Was wünschst Du Dir von den Brüdern und der Gemeinschaft?
Einen Platz, an dem ich mich angenommen weiß – so wie ich bin. Erst wenn ich mich an solch einem Platz weiß, werde ich Raum haben, um wachsen zu können und den Mut und das Vertrauen finden, um nach vorne zu gehen, um mich einzubringen, um gemeinsam mit meinen Brüdern etwas von der Frohen Botschaft in die Welt zu bringen, damit auch andere einen solchen Platz finden können.