FOTO: KAPUZINER/RAUSER
Kloster zum Mitleben
Leere und kalte Gänge: Das Kloster zum Mitleben ist durch die Corona-Pandemie ein sehr stiller Ort geworden.
Einsame Tage an einem lebendigen Ort
Auch das Kapuziner-Kloster in Stühlingen, das Kloster zum Mitleben, ist von den Corona-Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie betroffen. Keine Gäste mehr, stille und leere Gänge: Wie die kleine Gemeinschaft vor Ort, die aus Franziskanerinnen und Kapuzinern besteht, mit der aktuellen Situation umgeht.
In diesen Tagen ist es außergewöhnlich still im Kloster. Und das liegt nicht am Nebel, der im Herbst und Winter Lichtstrahlen und Laute rund um das Kapuzinerkloster in Stühlingen dämpft. Es fehlen die Gäste. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben zur Einstellung des Gästebetriebs geführt. Die Gänge des Gästetraktes für Frauen und Männer sind kalt und leer.
Vor Ort halten die Schwestern der Franziskanerinnen von Reute und die Kapuzinerbrüder die Stellung und machen das Beste aus der aktuellen Situation. Es ist eine gemischte Gemeinschaft aus Frauen und Männern, aus Priestern und Laien. Angestellte gibt es im Kloster nicht, die kleine Gemeinschaft erledigt die Dinge des Alltags selbst. Einer dieser Ordensleute ist Thomas Schied. Der Kapuziner ist Anfang August aus München ins Kloster zum Mitleben in Stühlingen gekommen. Voller Ideen und Energie.
Nun der Stillstand und die Stille. Dabei ist Stühlingen auch im Gästebetrieb ein stiller Ort. Was in diesen Wintertagen ohne Besucher aber fehlt, ist das lebendige Miteinander. „Leben und Stille widersprechen sich ja nicht“, sagt Bruder Thomas. „Wir führen Menschen in die Stille hinein. Aber wenn hier bis zu 25 Menschen vor Ort sind, dann ist dies ein sehr lebendiger Ort.“
Langweilig wird den Schwestern und Brüdern nicht. „Wir haben viel Arbeit im Haus. Das Alltagsgeschäft stemmen wir nun ohne unsere Gäste – und wir packen auch ein paar Dinge wie Renovierungen an, die immer wieder verschoben wurden“, berichtet der 48-jährige Kapuziner.
„Unser Projekt lebt von der Nähe“
Im Sommer gab es im Kloster einen eingeschränkten Betrieb. Weniger Gäste, strikte Schutzmaßnahmen wie Abstand und Maske. Ein Abstand, der allen zu schaffen machte und macht. „Unser Projekt lebt von der Nähe. Es ist ein Unterschied, ob man am Abendessen zusammensitzt oder mit anderthalb Metern Abstand“, sagt Bruder Thomas. Ein anderes Beispiel: Das gemeinsame Gebet kann nicht mehr im Chor stattfinden, sondern in der etwas überdimensionierten Kirche. „Da geht etwas verloren.“ Das gemeinsame Arbeiten ohne Abstand brachte vor Corona die Gäste untereinander ins Gespräch. Auch das fehlt.
Dass niemand weiß, wie es weitergeht, belastet die Klostergemeinschaft. Auch für Weihnachten mussten die Schwestern und Brüder ihren Gästen absagen. Und dennoch gibt es eine positive Seite: der neu zusammengesetzte Konvent nutzt die Zeit, sich über die Ausrichtung, das Profil und das Zusammenleben im Team Gedanken zu machen. „Wir haben nun Zeit füreinander, das ist gut“, sagt Bruder Thomas. Doch eins ist klar: „Uns fehlen unsere Gäste. Es wird Zeit, unser Kloster zum Mitleben wieder zu einem lebendigen Ort der Begegnung zu machen.“