FOTO: KAPUZINER/LEMRICH
BR. PAULUS TERWITTE
lebt als Kapuziner und Priester im Konvent in Frankfurt am Main.
Gebet: Wer sich einlässt, wird verwandelt
Beten wandelt! Der Kapuziner Br. Paulus Terwitte teilt seine Vorstellung von Gebet. Für den Ordensmann aus Frankfurt am Main steht fest: Wenn Beten eine Herzensbewegung ist, bewegt sie uns und die Kirche.
Es wird viel zu viel zu wenig gebetet. Richtig gebetet. Es wird meistens nur etwas aufgesagt. Man höre nur mal manchem Priester zu, wie er im Gottesdienst mit Gott spricht. Mit seiner Mutter spricht er sicher anders. Wärmer. Intensiver. Oder man höre in die Gemeinden hinein. Das Vater unser wird aufgesagt, als sei der Teufel hinter der Gemeinde her. Oder das Gloria. Fangesänge klingen anders.
Es ist Zeit, mit einem Missverständnis aufzuräumen. Wir müssen gar nicht beten. Wir müssen Gott im Gebet nicht sagen, was wir wollen. Gott weiß, was wir wollen. Er weiß auch, was wir brauchen, und das, noch bevor wir es selbst wissen.
Beten ist vielmehr Antworten. Wir sollen Gott nicht sagen, was uns auf dem Herzen liegt. Wir wollen es sagen, weil er uns spätestens seit der Menschwerdung in Jesus für immer verstanden hat.
Wir sollen nicht beten. Wir wollen beten. Wie ein Liebender. Er soll ja auch nicht seine Freundin küssen, sondern er will es. Und ein Beschenkter soll nicht danke sagen, sondern er will danken.
Deswegen ist beten, bitten, danken, klagen, preisen, jauchzen, weinen, klagen eine Herzensbewegung, die wir leben wollen, weil wir in Gott leben. Bitte verabschieden Sie sich von der Vorstellung, dass da ein Gott ist, der wie ein Vater auf einem Thron sitzt, zu dem wir hingehen. Nein, das ist es nicht. Jesus sitzt dort für uns beim Vater, und im Heiligen Geist gehören wir mit zum Himmelsspiel. Beten ist mit Gott spielen. Oder besser: Mitspielen mit Gott. Wer sich einlässt, wird verwandelt. Wenn Kirche so spielt, wird sie bewegt.