News

FOTO: KAPUZINER/KENDZIORA

BR. Michael Masseo Maldacker

wur­de 1974 gebo­ren und ist seit 2018 Kapu­zi­ner. Er stu­diert Theo­lo­gie und lebt im Kapu­zi­ner­klos­ter Münster.

5. Okto­ber 2021

Gottesdienste nach Corona: Zum Kirchgang einfach klicken?

Hygie­ne, Digi­ta­li­sie­rung, Haus­kir­che: Was bleibt nach der Pan­de­mie? Der Kapu­zi­ner und Theo­lo­gie­stu­dent Micha­el Mas­seo Mal­d­a­cker aus dem Kapu­zi­ner­klos­ter Müns­ter hat sich in einer Semi­nar­ar­beit mit den Fol­gen von Coro­na für Got­tes­diens­te aus­ein­an­der­ge­setzt. Für kapuziner.de hat er die Kern­aus­sa­gen sei­ner Semi­nar­ar­beit zusammengefasst.

Die Coro­na-Pan­de­mie war auch für unse­re Got­tes­diens­te eine Kri­sen­zeit. Kirch­li­che Ver­samm­lun­gen fan­den zeit­wei­se über­haupt nicht statt. Oder nur unter stren­gen Regeln und Auf­la­gen. Beson­ders schmerz­lich ver­miss­ten Gläu­bi­ge die gemein­sa­men Eucha­ris­tie­fei­ern in der Kirche.

Was ler­nen wir aus die­ser Pha­se der Hilf­lo­sig­keit, die uns zwar irri­tie­ren­de und ent­täu­schen­de, aber auch neue Wege für Lit­ur­gie und gemein­sa­mes Fei­ern auf­zeig­te? Wie wird unser Got­tes­dienst nach der Pan­de­mie­zeit aus­se­hen? Selbst aktu­el­le wis­sen­schaft­li­che Auf­sät­ze und Arti­kel kön­nen dar­über nur spekulieren.

Allein durch die Hygie­ne­maß­nah­men wer­den die Got­tes­diens­te in der Kir­che in Tei­len ein ande­res Gesicht erhal­ten. Der Wie­ner Lit­ur­gie­wis­sen­schaft­ler Hans-Jür­gen Feul­ner glaubt, dass etwa der Frie­dens­gruß sei­ne äuße­re Form mit kör­per­li­chem Kon­takt (Hand­schlag) dau­er­haft ver­än­dern wer­de. „Man wird die Gläu­bi­gen viel­leicht gera­de in der Grip­pe­sai­son dar­auf auf­merk­sam machen, sich beim Frie­dens­gruß ande­re Zei­chen der Ver­bun­den­heit zu geben.“
Eine gro­ße Anste­ckungs­ge­fahr sieht Feul­ner auch durch die Spen­dung der Mund­kom­mu­ni­on an die Gläu­bi­gen. Sie wer­de zwar nicht ver­schwin­den, müs­se aber modi­fi­ziert wer­den: „Der Spen­der könn­te bei­spiels­wei­se zwi­schen­durch sei­ne Fin­ger in hoch­pro­zen­ti­gen Alko­hol eintauchen.“

Doch es geht nicht nur um Hygie­ne und Ritua­le, wenn man sich mit der Zukunft der Got­tes­diens­te nach der Pan­de­mie beschäf­tigt. Nach der Pan­de­mie kön­ne durch­aus ein Neu­auf­bruch erfol­gen, um als Kir­che inno­va­ti­ve und krea­ti­ve Wege in der Lit­ur­gie des Got­tes­diens­tes zu gehen.

Es geht vor allem um die Nut­zung und Ein­bet­tung digi­ta­ler Ange­bo­te in unse­ren Glau­bens­all­tag. Die katho­li­sche Kir­che hat die tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten des Inter­nets für die lit­ur­gi­sche Gestal­tung ent­deckt und erfreut damit ver­mehrt jün­ge­re Men­schen, aber auch in der Mobi­li­tät Ein­ge­schränk­te, die bis­lang vor dem Fern­se­her mitfeierten.

Inter­ak­ti­ve Got­tes­diens­te unter­schei­den sich durch die Mög­lich­keit der akti­ven Teil­nah­me der/des ein­zel­nen Gläu­bi­gen am Bild­schirm zu Hau­se von den blo­ßen Live-Strea­mings von Got­tes­diens­ten aus irgend­ei­ner Kir­che oder Kapel­le. Inter­net­platt­for­men wie Face­book oder You­Tube bie­ten die Mög­lich­keit des Ver­fas­sens und Online-Stel­lens eige­ner Ant­wort­ru­fe, eige­ner Kom­men­ta­re zur Pre­digt oder gar des indi­vi­du­el­len For­mu­lie­rens und Tei­lens von per­sön­li­chen Für­bit­ten im Chat.

Die Zukunft der Kir­che wird mit Sicher­heit, aber nicht aus­schließ­lich, im Inter­net lie­gen. Auch das hat die Pan­de­mie­zeit gezeigt. Es wur­de durch gestream­te Mes­sen in der Kri­sen­si­tua­ti­on klar, was den Gläu­bi­gen im Lock­down gefehlt hat: „Got­tes Gegen­wart braucht den Kon­text, um erleb­bar zu wer­den. Prä­senz braucht Prag­ma­tik, braucht Kom­mu­ni­ka­ti­on, braucht Hap­tik, Anschau­ung und Geschmack“, sagt der Lit­ur­gie­wis­sen­schaft­ler Mar­kus Tomberg.

Das Inter­net kann eben nicht, wie der Bochu­mer Neu­tes­ta­ment­ler Tho­mas Söding es in einem jüngst erschie­ne­nen Arti­kel sagt, wie ein Prä­senz­got­tes­dienst bewir­ken, „dass Men­schen mit allen Sin­nen, mit dem gan­zen Kör­per in der ana­lo­gen Ein­heit von Raum und Zeit den Glau­ben tei­len und die Geheim­nis­se feiern“.

Ganz ohne Tech­nik und Distan­zen bie­ten auch Got­tes­dienst­fei­ern in häus­li­cher Gemein­schaft eine Fei­er­form, die in der Coro­na­zeit eine Renais­sance erleb­ten. In der Diö­ze­se Rot­ten­burg-Stutt­gart etwa wur­de Ende Mai die­ses Jah­res eine Haus­kir­chen-App ver­brei­tet, die Impul­se für das reli­giö­se Mit­ein­an­der zu Hau­se zur Ver­fü­gung stellt. Weih­bi­schof Mat­thä­us Kar­rer spricht dabei von einer „Wie­der­ent­de­ckung der Haus­kir­che“ in der Pandemiezeit.

Kurz zusam­men­ge­fasst: Die Coro­na-Pan­de­mie hat gezeigt, dass die Mög­lich­kei­ten der Lit­ur­gie viel­fäl­ti­ger sind als gedacht. Eini­ge der Ver­än­de­run­gen wer­den von den Gläu­bi­gen ger­ne ange­kom­men. Nun soll­te es dar­um gehen, in einem ehr­li­chen Dis­kurs die Leh­ren aus der Pan­de­mie zu zie­hen und nicht ein­fach zum Sta­tus Quo vor Coro­na zurückzukehren.

Pressekontakt

Bei Fra­gen zu die­ser Mel­dung oder zur Auf­nah­me in den Pres­se­ver­tei­ler mel­den Sie sich per Mail oder Tele­fon bei Tobi­as Rau­ser, Lei­ter Pres­­se- und Öffent­lich­keits­ar­beit: Tele­fon: +49 (0)160–99605655 oder

KAPNEWS

Der News­let­ter der Kapuziner
Wol­len Sie über die Kapu­zi­ner und ihr Enga­ge­ment aktu­ell infor­miert blei­ben? Dann mel­den Sie sich kos­ten­los für unse­re monat­li­chen „KAPNEWSan.
www.kapuziner.de/newsletter

START­SEI­TE
Pressekontakt

Bei Fra­gen zu die­ser Mel­dung oder zur Auf­nah­me in den Pres­se­ver­tei­ler mel­den Sie sich per Mail oder Tele­fon bei Tobi­as Rau­ser, Lei­ter Pres­­se- und Öffent­lich­keits­ar­beit: Tele­fon: +49 (0)160–99605655 oder

KAPNEWS

Der News­let­ter der Kapuziner
Wol­len Sie über die Kapu­zi­ner und ihr Enga­ge­ment aktu­ell infor­miert blei­ben? Dann mel­den Sie sich kos­ten­los für unse­re monat­li­chen „KAPNEWSan.
www.kapuziner.de/newsletter