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FOTO: KAPU­ZI­NER

Erfolgreiches Projekt

Br. Chris­ti­an Albert (rechts) küm­mert sich mit Br. Andre­as Wal­ter­mann um die Ver­tei­lung der Fer­kel in die Dörfer.

15. Sep­tem­ber 2022

Hilfe zur Selbsthilfe: Ferkel für albanische Bergdörfer

Seit 12 Jah­ren stel­len die Kapu­zi­ner alba­ni­schen Fami­li­en Fer­kel zur Ver­fü­gung, die eigen­ver­ant­wort­lich ver­sorgt wer­den. Br. Andre­as Wal­ter­mann berich­tet über vor­han­de­nes Know­how und Lei­den­schaft für die Landwirtschaft.

Die Regi­on um Fus­hë-Arrëz in den Ber­gen Alba­ni­ens ist sehr arm, die Arbeits­lo­sig­keit ist hoch. Vie­le Fami­li­en sind weg­ge­zo­gen, weil es so gut wie kei­ne Per­spek­ti­ven gibt. Alba­ni­en steckt in einer mas­si­ven Iden­ti­täts­kri­se. Wer kann, geht weg. In Alba­ni­en ist ja nichts, so den­ken vie­le. Die meis­ten Fami­li­en in den Dör­fern leben von ihrer klei­nen Land­wirt­schaft. Mehr schlecht als recht, von der Hand in den Mund. Mehr ist nicht drin. Die Fel­der sind klein. Die Fami­li­en, die weg­zie­hen, las­sen ihre Fel­der unbe­ar­bei­tet zurück. Man könn­te sie an die Zurück­ge­blie­be­nen ver­pach­ten. Das geschieht aber lei­der nicht. „Toka ime“ (mein Land) ist oft Anlass für Streit und unse­li­ge Kon­flik­te zwi­schen den Familien.

Jede Fami­lie, die noch in unse­ren Dör­fern lebt, hat Hüh­ner, eini­ge haben eine Kuh, ande­re ein paar Zie­gen, ande­re vier/fünf Scha­fe, meis­tens hal­ten sie für den Eigen­be­darf ein Schwein. Was alle haben, ist das nöti­ge Know­how, wie man mit Vieh umge­hen muss. Das ist ihr All­tags­ge­schäft. Das haben sie in den Koope­ra­ti­ven der kom­mu­nis­ti­schen Zeit gelernt.

Vor zwölf Jah­ren haben wir Kapu­zi­ner mit dem Schwei­ne-Pro­jekt für unse­re Regi­on begon­nen. Mög­lich wur­de das durch groß­zü­gi­ge Spen­den von Spen­de­rin­nen und Spen­dern aus Deutsch­land und Öster­reich. Das Prin­zip ist ein­fach: Eine Fami­lie bekommt ein bis zwei Fer­kel und für den Anfang pro Schwein­chen 25 Kilo­gramm Fut­ter. Danach müs­sen die Fami­li­en sich sel­ber küm­mern, dass die Schwei­ne groß wer­den. Zum Jah­res­en­de kön­nen die Schwei­ne dann ver­kauft oder für den Eigen­be­darf ver­wen­det werden.

Jede Fami­lie muss an mich 4.000 Lek zurück­zah­len, das sind aktu­ell etwa 33 Euro, etwa ein Drit­tel des Anschaf­fungs­prei­ses für ein Fer­kel. So kön­nen sie im nächs­ten Jahr wie­der teil­neh­men. Der Rest wird über Spen­den finan­ziert. Die Rück­zahl­quo­te liegt bei etwa 85 bis 90 Pro­zent. In beson­de­ren Här­te­fäl­len las­se ich den Fami­li­en die Rück­zah­lung nach.

Für das Gelin­gen die­ses Vieh-Pro­jek­tes mit den Schwei­nen müs­sen die Fami­li­en selbst bei­tra­gen. Mit ihrer täg­li­chen Arbeit, mit ihren Erfah­run­gen und ihrem Wis­sen, ihrer all­täg­li­chen Kom­pe­tenz und ihrer Auf­merk­sam­keit. Natür­lich muss jedes Fami­li­en­ober­haupt mit mir einen Ver­trag machen.

In die­sem Jahr haben wir am 12. April 85 Fer­kel an 47 Fami­li­en in neun armen Berg­dör­fern aus­tei­len kön­nen. Die Fer­kel kom­men aus einer Zucht­an­la­ge in der Nähe von Shko­dër, etwa 90 Kilo­me­ter ent­fernt, wer­den dann per LKW zu uns nach Fus­hë-Arrëz gebracht und dann von hier aus mit dem Land­ro­ver und einem Anhän­ger in die Dör­fer trans­por­tiert. Dort war­ten die Leu­te mit Schub­kar­re, Wei­den­korb oder Säcken für den Wei­ter­trans­port zu ihren Häusern.

Die meis­ten Fami­li­en neh­men schon seit Jah­ren an die­sem Pro­jekt teil. Es trägt sehr zur Sta­bi­li­sie­rung der Fami­li­en in unse­rer aus­ge­blu­te­ten Regi­on bei. Wer Vieh hat, geht so leicht nicht weg. Und man­che Leu­te hier haben nicht nur eine gro­ße Ver­bun­den­heit mit dem Ort, an dem sie seit Gene­ra­tio­nen leben, son­dern auch eine tie­fe Lei­den­schaft für die eige­ne Land­wirt­schaft, auch wenn sie viel­leicht nicht viel abwirft.

Seit vie­len Jah­ren gehört das Schwei­ne-Pro­jekt zu den Facet­ten unse­rer sozia­len Hil­fen, die wir von der Mis­si­ons­sta­ti­on in Fus­hë-Arrëz aus in den ver­streut lie­gen­den Dör­fern unse­rer Berg­re­gi­on anbie­ten kön­nen. Dazu gehö­ren auch Haus­bau­ten, Dach­re­pa­ra­tu­ren, Aus­bil­dungs­hil­fen für Schü­ler und Stu­den­ten, Unter­stüt­zung mit Lebens­mit­teln, Beklei­dung und Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­den, ein Tan­te-Emma-Laden auf Rädern, Hil­fe in Krank­heits­fäl­len und bei exis­ten­ti­el­ler Not und vie­les mehr.

Für uns gehört die sozia­le Dimen­si­on zum Gesamt­kon­zept unse­rer Pas­to­ral in die­ser armen Berg­re­gi­on. Unse­re gesam­te sozia­le Arbeit ist aber nur mög­lich, weil uns sehr vie­le Men­schen aus Öster­reich und Deutsch­land mit ihren Spen­den hel­fen, so auch bei der Finan­zie­rung des Fer­kel-Pro­jek­tes. Herz­li­chen Dank dafür!

Text: Br. Andre­as Waltermann

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