Interview
Bruder Julian Pfeiffer

FOTO: KAPU­ZI­NER

BR. JULIAN PFEIFFER

wur­de 1999 in Wein­gar­ten gebo­ren und trat 2019 ins Pos­tu­lat der Kapu­zi­ner ein. Zur­zeit absol­viert er sein Novi­zi­ats­jahr im ita­lie­ni­schen Camerino. 

7. April 2021

„Ich möchte Christus in die Mitte meines Lebens stellen“

Bru­der Juli­an Pfeif­fer ist seit etwa einem hal­ben Jahr im Novi­zi­at in Came­ri­no. Was den jun­gen Ordens­mann vor Ort beschäf­tigt, war­um er sich für ein Leben im Orden ent­schie­den hat und wie Coro­na das Leben in Came­ri­no prägt, berich­tet er im Gespräch mit kapuziner.de.

Bru­der Juli­an, wie geht es Ihnen zur­zeit in Camerino?

Mir geht es gut, ich füh­le mich wohl. Nach nun fast fünf Mona­ten bin ich hier gut ange­kom­men und bin froh, in Came­ri­no zu sein. 

Haben Sie sich Ihr Leben dort so vor­ge­stellt, als Sie ins Novi­zi­at ein­ge­tre­ten sind?

Ich erin­ne­re mich gut, als wir das ers­te Mal, noch am Ende des Pos­tu­lats, unse­re zukünf­ti­gen Novi­zen­meis­ter getrof­fen haben. Da war ich schon auf­ge­regt, ange­spannt und hat­te vie­le Vor­stel­lun­gen im Kopf. Vor die­sem Jahr hat­te ich einen gro­ßen Respekt. Ich habe mir dar­über Gedan­ken gemacht, wie ich mit den Regeln hier vor Ort zurecht­kom­me.  Heu­te kann ich sagen: Ich bin im Moment sehr froh, dass es hier so ist, wie es ist.

Was gefällt Ihnen?

Ich habe Zeit in die­sem Jahr, mich voll und ganz auf Chris­tus zu kon­zen­trie­ren. Es rennt mir nichts davon, das tut gut. 

Was fällt Ihnen schwer?

Da fällt mir das Essen ein (lacht). Jeden Tag gibt es zum Mit­tag­essen zum ers­ten Gang Pas­ta. Das war am Anfang sehr gewöh­nungs­be­dürf­tig, aber ich habe mich schnell dar­an gewöhnt. Ein zwei­ter Punkt: Wäh­rend der Stun­den­lit­ur­gie wer­den die Hym­nen gesun­gen und auch mehr Psal­men als ich es von mei­nem ers­ten Kon­vent her gewohnt war. Da ich nicht der größ­te Sän­ger bin, ist das für mich immer eine Her­aus­for­de­rung, wenn ich mal wie­der dran bin mit Anstimmen.

Wie klappt es mit dem Italienisch?

Wir haben uns in Deutsch­land und auf Sar­di­ni­en lan­ge und inten­siv auf die Spra­che vor­be­rei­tet. Im Kon­vent kann ich mich im Nor­mal­fall gut ver­stän­di­gen und im Unter­richt ver­ste­he ich so gut wie alles. Wenn es aber zum Arzt geht, dann mer­ke ich schon, dass mein Wort­schatz auf theo­lo­gi­sche The­men begrenzt ist und in man­chen Fel­dern noch aus­bau­fä­hig ist.

Wie geht es Ihren zwei Mit-Novi­zen aus Deutsch­land, die auch in Came­ri­no sind?

Im Schwä­bi­schen wür­de ich jetzt sagen: Die sind gsund und gfräs.  Das heißt so viel wie: Die bei­den sind fit und mun­ter, mir sind zumin­dest kei­ne Kla­gen zu Ohren gekommen. 

Was ist anders im ita­lie­ni­schen Klos­ter als in deut­schen Konventen?

Das ist erst­mal nicht viel, denn im Gro­ßen und Gan­zen sind wir ja ein und der­sel­be Orden. Wie schon erwähnt, sin­gen die ita­lie­ni­schen Brü­der mehr als ich es aus Deutsch­land ken­ne. Das Essen hat einen höhe­ren sozia­len Stel­len­wert. Wäh­rend wir uns in Müns­ter nach dem Abend­essen zur Rekrea­ti­on zusam­men­ge­setzt haben und über Gott und die Welt gespro­chen haben, geschieht dies in Ita­li­en beim Abend­essen, das auch erst um kurz vor acht beginnt.

Wie ver­än­dert Coro­na Ihr Leben vor Ort?

Ich wür­de es so for­mu­lie­ren: Wir leben hier eher wie ein monas­tisch-klau­su­rier­ter Mönchs­or­den als wie fran­zis­ka­ni­sche Wan­der­brü­der. Unse­re Besu­che nach außen, wie zum Bei­spiel nach Lore­to oder zu ande­ren Kapu­zi­ner­klös­tern in der Gegend, fal­len weg, auch der wöchent­li­che Besuch im Alten­heim. Im Kon­vent ist es recht still gewor­den, da die Ehren­amt­li­chen nicht mehr kom­men kön­nen. Wir machen das Bes­te draus. Und die Ruhe scha­det ins­be­son­de­re im Novi­zi­at ja auch gar nicht – im Gegenteil. 

Wann haben Sie sich ent­schie­den, ins Novi­zi­at ein­zu­tre­ten – und warum?

Das waren zwei Ent­schei­dun­gen. Vor dem Pos­tu­lat, ob ich Ordens­mann wer­den möch­te. Und dann, ob die Kapu­zi­ner die rich­ti­ge Gemein­schaft sind. Im Pos­tu­lat hat­te ich Zeit, um den Orden und die Pro­vinz ken­nen­zu­ler­nen. So  konn­te der Wunsch, Kapu­zi­ner zu wer­den, rei­fen und wach­sen. Aus die­sem Wunsch her­aus kam dann die Ent­schei­dung, ins Novi­zi­at zu gehen.

Zwei­feln Sie manch­mal an die­ser Entscheidung?

Im Pos­tu­lat habe ich lan­ge gerun­gen, was mei­ne Beru­fung ist und ob Gott mich bei den Kapu­zi­nern sehen möch­te. Mit hun­dert­pro­zen­ti­ger Sicher­heit kann ich nicht sagen, wor­in mei­ne Beru­fung liegt. Zwei­fel wer­den immer blei­ben. Im Moment aber kann ich mich gut mit Gott auf den Weg machen. Was die Zukunft bringt, wer­de ich sehen.

Was bedeu­tet für Sie „Beru­fung zum Ordensleben“?

Es ist ein Ruf des Hei­li­gen Geis­tes, so wie jede Beru­fung. Ein Ruf zur Lie­be, zu Gott. Die­ser Ruf wird bei mir kon­kret im gott­ge­weih­ten Leben im Orden. Das ist geprägt durch die drei evan­ge­li­schen Räte: Gehor­sam, Armut, Keusch­heit. Und durch das spe­zi­el­le Cha­ris­ma unse­res Ordens. So glau­be ich, dass Gott mich geru­fen hat, im Orden der Kapu­zi­ner Chris­tus nach­zu­fol­gen. Die Beru­fung zum gott­ge­weih­ten Leben steht aber immer in Bezie­hung zu den vie­len ande­ren Beru­fun­gen, die der Hei­li­ge Geist uns schenkt. So ist mei­ne Beru­fung zur Nach­fol­ge Chris­ti im gott­ge­weih­ten Leben Zei­chen für die Lai­en, wie auch die Lai­en mit ihrer Beru­fung Zei­chen für mich sind. Denn nur gemein­sam kön­nen wir einen Leib der Kir­che bil­den. Nur gemein­sam kön­nen wir Zei­chen für­ein­an­der sein und so von­ein­an­der ler­nen in unse­rer eige­nen Beru­fung, um ganz Mensch zu wer­den und ganz zu lieben.

Was haben Sie sich für die Zeit in Came­ri­no vor­ge­nom­men, gibt es ein Ziel?

Ich fin­de es schön, dass es erst ein­mal kein Ziel gibt und ich am Ende des Jah­res nicht daste­hen muss, wie ein fer­ti­ger, schon hei­li­ger Kapu­zi­ner. Das wür­de nicht funk­tio­nie­ren. Es geht mir dar­um, immer mehr Chris­tus in die Mit­te mei­nes Lebens zu stel­len. Mein Leben auf ihn aus­zu­rich­ten. Mit jedem Gebet, mit jeder Medi­ta­ti­on und mit jedem Hören auf das Wort Got­tes wach­se ich in der per­sön­li­chen Bezie­hung zu Gott. Nur aus die­ser per­sön­li­chen Bezie­hung ist ein gott­ge­weih­tes Leben mög­lich. Man ver­tieft die Bezie­hung jeden Tag, aber am Ende des Jah­res heißt das nicht, dass ich an einem Ziel ange­langt bin. Die­se Bezie­hung beginnt in der Tau­fe und endet mit dem Tod. Es bleibt ein lebens­lan­ges Ziel, wel­ches ich hier im Novi­zi­at ver­tieft leben kann und darf.

Bru­der Juli­an, vie­len Dank für das Gespräch!

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