Geschichte der Kapuziner in Altötting
Die ersten Kapuziner kamen nach der Vertreibung des Franziskaner in der Säkularisation 1802 in das St. Anna-Kloster – allerdings nicht zur Wallfahrtsseelsorge, sondern zum Aussterben. 150 Brüder mussten hier unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und durften in Altötting nicht seelsorglich tätig werden. Erst unter König Ludwig I. kamen die Kapuziner ab 1826 wieder zum seelsorglichen Einsatz und durften Novizen aufnehmen. So übernahmen sie neben dem St. Annakloster die Altöttinger Wallfahrtkustodie und 1874 nach dem Weggang der Redemptoristen auf Bitten des Bischofs auch das Kloster St. Magdalena mit der Magdalenakirche und dem Kongregationssaal.
1849 trat im Annakloster der 31jährige Bauer Johann Birndorfer aus Parzham im Rottal als Laienbruder ins Kloster ein und erhielt den Namen Bruder Konrad. Durch ein beispielhaftes Leben, Gott und den Menschen zugewandt, reifte der Klosterpförtner zum Heiligen heran. Am 21. April 1894 starb Br. Konrad und wurde in der Kapuzinergruft unter der Annakirche beigesetzt (mehr zu Bruder Konrad lesen Sie hier).
1897 entstand die Eisenbahn Mühldorf-Burghausen auf Mitinitiative des Kapuziners P. Cyprian Fröhlich, dem Gründer des Seraphischen Liebeswerkes.
P. Viktrizius Weiss (1842 – 1924) war zur Zeit von Br. Konrad fünfmal Provinzial und hat in dieser Zeit hier gelebt, da das Altöttinger Annakloster Sitz des Provinzialates war. Er starb im Rufe der Heiligkeit, der Seligsprechungsprozess ist im Gange. Er stammte aus Eggenfelden, sein Grab ist in Vilsbiburg.
1910 bis 1912 erbauten die Kapuziner auf dem Gelände der Marianischen Männerkongregation die Wallfahrtsbasilika St. Anna, um für den damals zunehmenden Pilgerstrom in Altötting einen ausreichend großen Gottesdienstraum zu schaffen. 2012 bis 2014 wurde diese Wallfahrtsbasilika generalsaniert.
Am 13. Okt. 1912, einen Tag nach der Einweihung der Wallfahrtsbasilika St. Anna, wurde die Gruft geöffnet – der Seligsprechungsprozess von Br. Konrad begann. Die Seligsprechung von Br. Konrad erfolgte am Dreifaltigkeitssonntag, dem 15. Juni 1930 und die Heiligsprechung am Pfingstsonntag, den 20. Mai 1934, beides durch Papst Pius XI. in Rom. Am 23. März 1953 gestattete die Ritenkongregation in Rom, dass die bisherige St. Anna-Kirche den Titel des Hl. Bruder Konrad erhalten darf. Ebenso erhielt das Kloster 1961 den Namen des heiligen Pfortenbruders, der hier 41 Jahre lang Dienst tat.
1959 bis 1961 wurde das Bruder-Konrad-Kloster zum Teil abgerissen und neu erbaut, 2006 – 2008 zurück gebaut. Erhalten blieb im Neubau des Klosters der Trakt mit der alten Klosterpforte und der Sterbezelle des Hl. Bruder Konrad. Im Gästeflügel des Klosters übernachtete am 18./19. November 1980 Papst Johannes Paul II. . Auch Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Altöttingbesuch am 11. September 2006 das Heiligtum des Hl. Bruder Konrad besucht.
1956 und 1957 wurde die Bruder-Konrad-Kirche neugestaltet, einen Generalsanierung erfolgte anlässlich des 200. Geburtstages des Heiligen in den Jahren 2017 und 2018.
Ein bedeutsamer Einschnitt der Altöttinger Kapuzinergeschichte ereignete sich im Sommer 2021, als die Kapuziner aus Altersgründen und Nachwuchsmangel St. Magdalena samt der Wallfahrtskustodie an das Bistum Passau zurückgaben und sich seither in Altötting auf das Konradkloster konzentrieren.