Interview

FOTO: KAPUZINER/TOBIAS RAUSER

Sr. Mar­got Spin­nen­hirn ver­ant­wor­tet die Mis­si­ons­pro­kur der Fran­zis­ka­ne­rin­nen von Reu­te. Br. Hel­mut Rakow­ski ist Pro­vinz­se­kre­tär und stell­ver­tre­ten­der Pro­vin­zi­al der Kapuziner. 

16. Dezem­ber 2021

Das Jahr in der Mission: „Corona verschärft die Situation“

2021 war ein beweg­tes Jahr für die Mis­sio­na­rin­nen und Mis­sio­na­re der Fran­zis­ka­ne­rin­nen von Reu­te und der Kapu­zi­ner. Sr. Mar­got Spin­nen­hirn und Br. Hel­mut Rakow­ski berich­ten, was die Schwes­tern und Brü­der umtreibt, wel­che Pro­jek­te lau­fen und was sie sich für 2022 wünschen.

Was war das gro­ße The­ma 2021 für unse­re Mis­sio­na­rin­nen und Mis­sio­na­re weltweit?

Sr. Mar­got Spin­nen­hirn: Das gro­ße The­ma war Coro­na, wie im Jahr zuvor. Um mit den Wor­ten einer Schwes­ter aus Bra­si­li­en zu spre­chen: Es herrsch­te eine Sehn­sucht nach Nor­ma­li­tät, die sich lei­der nicht erfüllt hat. In vie­len Län­dern geht es gera­de erst los mit Corona.

Br. Hel­mut Rakow­ski: Das ist in der Tat so. Coro­na gras­siert gera­de in Mexi­ko und Indo­ne­si­en in einem Aus­maß, das die Men­schen bis­her nicht kann­ten. In Oaxa­ca star­ben drei Kla­ris­sen-Kapu­zi­ne­rin­nen an einer Covid-Infek­ti­on. Das Gesund­heits­sys­tem ist völ­lig über­for­dert. Wäh­rend wir über Dritt­imp­fun­gen reden, sind die Impf­kam­pa­gnen in Mexi­ko und Indo­ne­si­en noch weit zurück. Nur Chi­le liegt noch vor Deutsch­land bei den Impfungen.

Sr. Mar­got: Das kann ich nur bestä­ti­gen. In Bra­si­li­en kämp­fen unse­re Mis­sio­na­rin­nen mit der Ama­zo­nas­va­ri­an­te. Sie haben es mit einem Prä­si­den­ten zu tun,
dem es egal ist, ob mehr oder weni­ger Men­schen an Coro­na ster­ben. Und auch in Indo­ne­si­en stei­gen die Zah­len nun auch auf den Inseln, die zuerst nur wenig betrof­fen waren. So berich­te­te Schwes­ter Inge­borg von der abge­le­ge­nen Insel Tel­lo im Herbst 2021 von stei­gen­den Infek­ti­ons­zah­len und von Coro­na-Toten. Aller­dings auch von der Mög­lich­keit, sich imp­fen zu lassen.

Sind die Schwes­tern vor Ort denn geimpft?

Sr. Mar­got: Ja, sind sie. Ein Pro­blem für inter­na­tio­na­le Rei­sen ist jedoch die Art der Imp­fung in Indo­ne­si­en. So konn­ten zum Bespiel unse­re Mit­schwes­tern von dort auch 2021 nicht zu unse­rem schon zwei­mal ver­scho­be­nen Gene­ral­ka­pi­tel kom­men, weil in Deutsch­land der Impf­stoff, mit dem die indo­ne­si­schen Schwes­tern geimpft sind, nicht zuge­las­sen ist.

Wel­che The­men und Pro­jek­te außer Coro­na beschäf­ti­gen die Men­schen vor Ort?

Sr. Mar­got: In Indo­ne­si­en wur­den für den Neu­start in Gomo die nächs­ten Schrit­te ein­ge­lei­tet. Die Ankunft der Schwes­tern war am 26. August. Bereits im Febru­ar 2021 war der Emp­fang der Schwes­tern in Pang­kal­pinang, einem eben­falls neu­en Wir­kungs­ort der indo­ne­si­schen Gemein­schaft. Auch in Bra­si­li­en haben die Schwes­tern an bei­den Stand­or­ten die Nova-Espe­ran­ca-Pro­jek­te unter Coro­na-Bedin­gun­gen best­mög­lich weiterentwickelt.

Br. Hel­mut: Die Pro­ble­me vor Ort, wie Armut, Jugend­ar­beits­lo­sig­keit und zer­bro­che­ne Fami­li­en, sind durch Coro­na noch ver­schärft gewor­den. Wer als Tage­löh­ner sein Geld ver­dient, ist von Lock­downs extrem betrof­fen. Wan­der­ar­bei­ter kom­men wegen der Beschrän­kun­gen nicht nach Hau­se. Fami­li­en lei­den finan­zi­el­le und sozia­le Not.

Viel­fach hängt die Wei­ter­ent­wick­lung von Sozi­al- und Kul­tur­pro­jek­ten finan­zi­ell von uns ab. Wir brau­chen hier unbe­dingt die finan­zi­el­le Soli­da­ri­tät aus Deutschland.

Was haben Sie sich für 2022 vorgenommen?

Br. Hel­mut: In Chi­le, Indo­ne­si­en und Mexi­ko haben längst ein­hei­mi­sche Brü­der die Auf­ga­ben vor Ort über­nom­men. In Chal­ca­ton­go bau­en die Brü­der ein Sozi­al­werk aus. Nach den Inves­ti­tio­nen in eine Poli­kli­nik und in eine rol­len­de Arzt­pra­xis soll eine Anla­ge zur Zube­rei­tung und zum Ver­trieb gesun­der Nah­rungs­mit­tel ent­ste­hen. Für Alba­ni­en zeich­net sich Ver­stär­kung in der Mis­si­on der Kapu­zi­ner ab.

Die Mis­sio­na­rin­nen und Mis­sio­na­re aus Deutsch­land haben in vie­len Fäl­len schon ein gutes Alter erreicht. Ste­hen die Pro­jek­te schon auf eige­nen Beinen?

Br. Hel­mut: Bis auf Alba­ni­en sind unse­re ehe­ma­li­gen Mis­si­ons­ge­bie­te längst ein­hei­mi­sche Ordens­be­zir­ke gewor­den. Viel­fach hängt die Wei­ter­ent­wick­lung von Sozi­al- und Kul­tur­pro­jek­ten finan­zi­ell jedoch wei­ter­hin von uns ab. Wir brau­chen hier unbe­dingt die finan­zi­el­le Soli­da­ri­tät aus Deutschland.

Sr. Mar­got: Das mit den Finan­zen kann ich für uns bestä­ti­gen. Die Pro­jek­te vor Ort ste­hen inso­fern auf eige­nen Bei­nen, dass sie funk­ti­ons­tüch­tig sind und die Schwes­tern die nöti­gen Aus­bil­dun­gen haben, die dafür erfor­der­lich sind. Um die vie­len ange­fan­ge­nen Pro­jek­te wei­ter­füh­ren zu kön­nen, ist jedoch die finan­zi­el­le Hil­fe und auch die mora­li­sche Unter­stüt­zung von Sei­ten des Mut­ter­hau­ses notwendig.

Gibt es genug Unter­stüt­zung durch Spen­den aus Deutschland?

Br. Hel­mut: Tat­säch­lich gehen die Spen­den zurück. Lang­jäh­ri­ge Unter­stüt­ze­rin­nen und Unter­stüt­zer wer­den alt und ster­ben. Die nach­rü­cken­den Generationen
haben nicht mehr die glei­che Bezie­hung zur Kir­che und zu uns Kapu­zi­nern. Immer mehr Orga­ni­sa­tio­nen kon­kur­rie­ren um Spen­der, und wir Kapu­zi­ner haben momen­tan nie­mand, der haupt­amt­lich die Spen­den­be­treu­ung übernimmt. 

Der mis­sio­na­ri­sche Ein­satz ist auch hier im Land gefragt. Dafür und auch für die Mis­si­on in ande­ren Län­dern benö­ti­gen wir Nachwuchs.

Sr. Mar­got: Wir haben bis­her Gott sei Dank einen rela­tiv sta­bi­len und treu­en Spen­der- und Unter­stüt­zer­kreis. Der Alters­durch­schnitt ist aller­dings auch recht hoch, so dass die Gewin­nung von jün­ge­ren Per­so­nen und Grup­pen ein gro­ßes The­ma und ein wich­ti­ges Anlie­gen für uns ist.

Kann man heu­te noch jun­ge Ordens­leu­te moti­vie­ren, in die Mis­si­on zu gehen?

Sr. Mar­got: Es wür­den sicher jun­ge Schwes­tern aus unse­ren Rei­hen in die Mis­si­on gehen, wenn sie dafür ange­fragt wür­den. Die Rea­li­tät ist jedoch so, dass wir die weni­gen jün­ge­ren Schwes­tern drin­gend für die Mis­si­on in Deutsch­land brauchen.

Br. Hel­mut: Ja, der mis­sio­na­ri­sche Ein­satz ist auch hier im Land gefragt. Dafür und auch für die Mis­si­on in ande­ren Län­dern benö­ti­gen wir Nach­wuchs. Mis­sio­na­re machen unse­re Kir­che als Welt­kir­che spür­bar. Des­we­gen ist es auch gut, dass wir in unse­ren Brei­ten Mis­sio­na­rin­nen und Mis­sio­na­re aus ande­ren Län­dern haben. Das hilft uns, manch­mal schmerz­haft, zu erken­nen, dass wir nicht der Nabel der Kir­che sind. Sich auf eine frem­de Kul­tur ein­zu­las­sen und an vor­ders­ter Front Auf­bau­ar­beit zu leis­ten, ist auch für jun­ge Men­schen reizvoll.

Wie hal­ten Sie eigent­lich den Kon­takt mit den Schwes­tern und Brü­dern in der Mission?

Br. Hel­mut: Der Kon­takt zu den Brü­dern im Aus­land ist durch die neu­en Medi­en viel leich­ter gewor­den. E‑Mail, Sprach­nach­rich­ten und Video­te­le­fo­na­te sind ein wich­ti­ger Weg. Mitt­ler­wei­le kön­nen Mis­sio­na­re ja mit News­let­tern, Blogs und auf Social­me­dia-Kanä­len direkt von ihrer Arbeit und von den Men­schen, mit denen sie leben, berichten.

Sr. Mar­got: Ich bin sehr froh über die Anwe­sen­heit von Sr. Eve­lyn als indo­ne­si­scher Schwes­ter in der Mis­si­ons­pro­kur hier in Reu­te. Sie nimmt mit ihren Sprach­kennt­nis­sen und ihrer fach­li­chen Kom­pe­tenz eine Brü­cken­funk­ti­on ein. Außer­dem sind die Gene­ral­obe­rin von hier und die Regio­nal­obe­rin von Indo­ne­si­en regel­mä­ßig im Kon­takt, zur­zeit meist per Videokonferenz.

Wenn Sie einen Wunsch für 2022 frei hät­ten, wel­cher wäre das?

Br. Hel­mut: Ich wün­sche mir eine Situa­ti­on, die es erlaubt, Alba­ni­en, Chi­le, Indo­ne­si­en und Mexi­ko zu besu­chen, um die vie­len span­nen­den Geschich­ten vor Ort ein­zu­fan­gen. Die­se kön­nen wir dann wei­ter­erzäh­len, um neue Unter­stüt­ze­rin­nen und Unter­stüt­zer zu gewinnen!

Sr. Mar­got: Ich wün­sche mir für uns und die Schwes­tern und Brü­dern vor Ort eine Welt ohne Coro­na, in der wir unse­re Ideen und Pro­jek­te wei­ter­ent­wi­ckeln können!

Vie­len Dank für das Gespräch!

 

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