Interview

FOTO: Tobi­as Rauser

BR. MARINUS PARZINGER

wur­de 1963 in Frei­las­sing gebo­ren. Er trat 1987 in den Kapu­zi­ner­or­den ein und wur­de 1994 zum Pries­ter geweiht. Bru­der Mari­nus lei­tet den Kapu­zi­ner­kon­vent St. Kon­rad im Wall­fahrts­ort Altötting. 

9. Novem­ber 2021

„Wir sind längst nicht am Ziel“

Br. Mari­nus Par­zin­ger küm­mert sich in der deut­schen Kapu­zi­ner­pro­vinz um die Prä­ven­ti­ons­ar­beit. Im Inter­view spricht der Ordens­mann über den nöti­gen Bewusst­seins­wan­del, die Ein­be­zie­hung von Betrof­fe­nen und hilf­rei­chen gesell­schaft­li­chen Druck. 

Bru­der Mari­nus, wel­che Rol­le spielt Prä­ven­ti­on im gro­ßen Kom­plex Missbrauch?

Alles hängt mit­ein­an­der zusam­men. Für eine gute Prä­ven­ti­ons­ar­beit brau­chen wir auf jeden Fall eine umfäng­li­che Auf­klä­rung. Nur wenn wir kon­kret wis­sen, was und war­um etwas pas­siert ist, kann die­se Auf­ar­bei­tung dazu füh­ren, dass in Zukunft Miss­brauch ver­hin­dert wird. Und das ist Ziel der Präventionsarbeit.

Dabei geht es um viel mehr als sexu­el­len Missbrauch. 

Ja, das ist so. Es ist wich­tig, dass wir die Fixie­rung auf sexu­el­len Miss­brauch über­win­den. Auch beim The­ma „geist­li­cher Miss­brauch“ geht es viel zu lang­sam vor­an. Dabei geht es um die Art, wie wir prä­sent sind, wie wir Leu­ten begeg­nen. Wir müs­sen uns bewusst sein, dass wir Macht und Anse­hen haben. Wir wer­den zu Rate gezo­gen, das darf man nicht zu leicht neh­men. Jeder muss sich selbst hin­ter­fra­gen und per­ma­nent zu die­sem The­ma wei­ter­bil­den. Zwar wächst in der Seel­sor­ge die Sen­si­bi­li­tät, aber da sind wir längst nicht am Ziel.

Ist das Bewusst­sein für einen Wan­del vorhanden?

Das wür­de ich schon so sehen. Allen soll­te klar sein: Es geht hier nicht um For­ma­li­en wie Selbst­ver­pflich­tungs­er­klä­run­gen oder ein erwei­ter­tes Füh­rungs­zeug­nis. Das sind Stan­dards, eine Selbst­ver­ständ­lich­keit in allen Berei­chen, in denen mit Kin­dern und Jugend­li­chen gear­bei­tet wird . Wich­tig bei die­sem The­ma ist die Rücken­de­ckung in der Pro­vinz­lei­tung und das Inter­es­se und Wohl­wol­len der Haus­obe­ren, die sich vor Ort des The­mas anneh­men. Prä­ven­ti­ons­ar­beit kann ja auch span­nend. Es geht um die Fra­ge der Selbst­re­fle­xi­on. Wie reflek­tie­re ich die Macht, die ich habe? Bin ich mir mei­ner Iden­ti­tät, mei­ner Auf­ga­be und Rol­le bewusst? Reden wir in der Gemein­schaft mit­ein­an­der, auch über tabui­sier­te Themen?

Kann man die Schwei­ge­struk­tur in Insti­tu­tio­nen wie der Kir­che durchbrechen?

Es gibt kei­ne Alter­na­ti­ve dazu! Ich lese zur­zeit das Buch „Der Ele­fant im Zim­mer“ von Petra Mors­bach, die ich vor Jah­ren schon ein­mal ken­nen­ge­lernt habe. Sie beschreibt unge­mein prä­zi­se, wie Insti­tu­tio­nen im staat­li­chen, kirch­li­chen und kul­tu­rel­len Bereich reagie­ren, wenn es um Macht und Macht­ver­lust geht. Das ist erschre­ckend, anre­gend und erhel­lend zugleich. 

Wo steht die Kir­che in die­sem Prozess?

Noch am Anfang, wür­de ich sagen, zumin­dest, was die Gesamt­kir­che angeht. Es gibt einen gesell­schaft­li­chen Druck, für den ich dank­bar bin, der die Umbruch­pro­zes­se beschleu­nigt. Die Rol­le der unab­hän­gi­gen Medi­en und der Öffent­lich­keit sind sehr hilf­reich in die­sem Prozess.

Und die Kapuziner?

Wir wer­den das The­ma in den nächs­ten Mona­ten ver­stärkt ange­hen. Das The­ma wird in den ein­zel­nen Häu­sern dis­ku­tiert und wir erar­bei­ten Schutz­kon­zep­te für jeden ein­zel­nen Kon­vent und auch unse­re exter­nen Insti­tu­tio­nen. Wir wol­len nicht nur Papier pro­du­zie­ren, son­dern ganz kon­kret in den Häu­sern das The­ma anspre­chen und weiterbringen.

Es gibt eine Rah­men­ord­nung für Prä­ven­ti­on der Bischofskonferenz. 

Genau, die­se (adap­tier­te Form der DOK) haben wir über­nom­men. Vie­le Ele­men­te sind da für uns nicht neu, wie Füh­rungs­zeug­nis, Ver­hal­tens­ko­dex oder Beschwer­de­weg. Die­ser ist im Übri­gen einer der wich­tigs­ten Punk­te. Wie läuft es ab, wenn jemand etwas ahnt oder einen Ver­dacht hat? Da geht es nicht um ein Sys­tem der Bespit­ze­lung, son­dern der Blick geht auf Men­schen, denen mög­li­cher­wei­se Leid zuge­fügt wird. Teil die­ser Rah­men­ord­nung sind auch Risi­ko­ana­ly­sen und vor allem die Kom­mu­ni­ka­ti­on. Wel­che Pra­xis gibt es bei uns, Kon­flik­te anzu­spre­chen und nicht zu verdrängen?

Geht das nur mit Hil­fe von Außen?

Ja, das den­ke ich schon. Es dient uns allen, wenn erfah­re­ne Leu­te uns unter­stüt­zen. Wir müs­sen die Fra­gen klä­ren, wie Betrof­fe­ne ein­be­zo­gen wer­den – und wie wir das auf Augen­hö­he hin­be­kom­men. Wir brau­chen die­se Stim­men, wir müs­sen auch Miss­brauchs­op­fer kon­kret ken­nen­ler­nen und ihre Geschich­ten hören. Wenn Sie Berich­te von Betrof­fe­nen lesen oder hören und das wirk­lich an sich her­an­las­sen, dann wird Sie das ver­än­dern. Man schaut in einen Abgrund und sieht, was Men­schen ande­ren Men­schen antun kön­nen. Die Betrof­fe­nen kön­nen die­sen Abgrund nicht zuschüt­ten, sie müs­sen damit leben. Das hilft auch bei dem Reflex, sei­ne Insti­tu­ti­on für etwas zu ver­tei­di­gen, das man nicht ver­tei­di­gen soll­te. Und nicht zuletzt sind exter­ne Ansprech­part­ner für Betrof­fe­ne hilf­reich und wich­tig, um die Hür­den für die Kon­takt­auf­nah­me gering zu halten.

Das Inter­view führ­te Tobi­as Rauser

Ansprechpartner

Ansprech­per­son bei Ver­dachts­fäl­len von sexu­el­lem Miss­brauch im Bereich der Deut­schen Kapu­zi­ner­pro­vinz (Nie­der­las­sun­gen in Deutschland)

Dr. Mar­tin Miebach
Rechtsanwalt
Pacel­li­stra­ße 4
80333 München
Tel. +49 (0) 89. 9545 37–130
Fax. +49 (0) 89. 9545 37–131

Bar­ba­ra Wittel
Diplom-Päd­a­go­­gin, Super­vi­so­rin (DGSV), Paar- und Sexu­al­the­ra­peu­tin (DGSF)
Gra­wert­stra­ße 18
48147 Münster
Tel. +49 (0) 151.4160 4241

 

Prä­ven­ti­ons­be­auf­trag­ter der
Deut­schen Kapuzinerprovinz

Br. Mari­nus Parzinger
Br. Kon­­rad-Platz 5
84503 Altötting
Tel.: +49 (0) 8671. 9 83–0
Fax: +49 (0) 8671. 9 83–100

 

Pres­se­spre­cher der
Deut­schen Kapuzinerprovinz

Tobi­as Rauser
Kapu­zi­ner­stra­ße 34
80469 München

 

Pro­vin­zi­al­mi­nis­ter der
Deut­schen Kapuzinerprovinz

Br. Hel­mut Rakowski
Kapu­zi­ner­stra­ße 34
80469 München

 

Hot­line der Deut­schen Bun­des­re­gie­rung für Opfer sexu­el­len Kindesmissbrauchs:
0800 22 55 530

Pressekontakt

Bei Fra­gen zu die­ser Mel­dung oder zur Auf­nah­me in den Pres­se­ver­tei­ler mel­den Sie sich per Mail oder Tele­fon bei Tobi­as Rau­ser, Lei­ter Pres­­se- und Öffent­lich­keits­ar­beit: Tele­fon: +49 (0)160–99605655 oder

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