Am Sonn­tag, 25. Sep­tem­ber war es wie­der so weit: Der Alt­öt­tin­ger Kapell­platz bot ein beson­de­res Schau­spiel. Trotz neb­li­gen Wet­ters fan­den sich etwa 500 Motor­rad-Fah­rer/in­nen ein, um bei der mitt­ler­wei­le zur schö­nen Tra­di­ti­on gewor­de­nen Biker-Wall­fahrt mit Dank­got­tes­dienst zum Sai­son­ende dabei zu sein.

Bei der 18. Auf­la­ge der Biker-Wall­fahrt sorg­te die Musik­werk­statt Autin­gas unter Lei­tung von Chris­ti­an Randl und Ulri­ke Pro­st­mei­er für Stim­mung und zugleich Besin­nung. Mit ihrem Lied „Jeder Tag zählt“ gaben sie dem Haupt­ze­le­bran­ten, dem Pries­ter und Kapu­zi­ner Br. Georg Grei­mel, den Ein­stieg für sei­ne Pre­digt­wor­te. Der Inhalt des Lie­des han­del­te von einem Moped-Fah­rer, der wegen über­höh­ter Geschwin­dig­keit einen Dre­her ris­kier­te und mit einem Schlag erkann­te, wie schnell alles vor­bei sein kann, dass das Leben an einem sei­de­nen Faden hängt. „Jeder Tag, jede Stunde/Sekunde ist ein Geschenk“, beton­te Br. Georg, was letzt­end­lich für jeden von uns bedeu­tet: Wir müs­sen immer bereit sein.

Auch die Lesung aus dem ers­ten Brief an Timo­theus (1. Tim 6,12) for­de­re, nach Gerech­tig­keit zu stre­ben und den guten Kampf des Glau­bens zu kämp­fen. Denn, so Br. Georg: „Gott ist es, der uns das Leben auf die­ser Welt und ewi­ges Leben schenkt.“ So steht fest: Es sind im Leben nicht alle Wün­sche erfüll­bar, viel wich­ti­ger ist, nicht nur an sich zu den­ken, son­dern ansprech­bar, offen und emp­fäng­lich für ande­re zu sein. Lie­be bestärkt, wenn man sie wei­ter­gibt an den Nächs­ten. Dies beschrei­be gut die drit­te Stro­phe des Lied­tex­tes, stell­te der Kapu­zi­ner fest: „… i schätz, man lebt kein zwei­tes Mal … i will vom Lebn alles kriegn was i kann …“. Hier setz­te Br. Georg einen Ver­gleich zum Lukas-Evan­ge­li­um vom Sonn­tag (Lk 16,19–31), dem Gleich­nis vom rei­chen Pras­ser und dem armen Laza­rus, mit dem Resü­mee: hät­te der Rei­che gewusst, dass sein Tod naht und wäre sein Leben anders ver­lau­fen, so wäre er vor Bestra­fung im Jen­seits bewahrt geblieben.

Br. Georg fass­te am Ende der Pre­digt zusam­men: „Das Leben ist ein Geschenk, das durch den Tod been­det wird. Die Lebens­zeit ist kost­bar, ver­geu­de sie nicht. Sei acht­sam, wach­sam, nicht stän­dig im Bestre­ben, dass man bes­ser oder schnel­ler sein muss als ande­re. Wir müs­sen wie­der ler­nen, mit der Zeit rich­tig umzu­ge­hen, denn letzt­end­lich gilt für uns alle: Jeder Tag zählt!“ Das waren sich auch die Biker auf dem Kapell­platz bewusst und dank­bar nah­men sie bei der Aus­fahrt die Seg­nung von Br. Georg und Br. Mari­nus an, wobei mit Weih­was­ser nicht gespart wurde.

Und: Auch wenn der Initia­tiv­kreis Jun­ge Wall­fahrt, der die Biker-Wall­fahrt ins Leben geru­fen und immer orga­ni­siert hat, nach 37 Jah­ren sein Aus ver­kün­de­te, Schluss mit der Biker-Wall­fahrt ist jeden­falls nicht: Br. Mari­nus Par­zin­ger als Guar­di­an der Alt­öt­tin­ger Kapu­zi­ner hat bereits zur 19. Biker-Wall­fahrt am letz­ten Sep­tem­ber-Sonn­tag 2023 ein­ge­la­den und sich zugleich bei allen Hel­fern bedankt, die die­se Wall­fahrt wei­ter­hin mög­lich machen. Da bleibt nur noch, den Segens­spruch von Br. Georg Grei­mel wei­ter­zu­lei­ten: „All­zeit gute Fahrt, heu­te und alle Tage! Gehet hin und fahrt in Frieden!“

Text: Ros­wi­tha Dorfner