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FOTO: Tobi­as Rauser

Münchner Konvent

Der­zeit leben im Klos­ter St. Anton sechs Ordens­män­ner: Bru­der Tho­mas Schied (links) und Bru­der Jens Kusen­berg (nicht auf dem Bild) sind für die Seel­sor­ge im Pfarr­ver­band Isar­vor­stadt zustän­dig. Bru­der Hel­mut Rakow­ski (Mit­te) ist Pro­vin­zi­al. Pro­vinz­se­kre­tär Bru­der Mar­kus Thüer (rechts), Bru­der Oth­mar Nogg­ler (Zwei­ter von links) und Bru­der Chris­ti­an Hien kom­plet­tie­ren die klei­ne Hausgemeinschaft.

4. Okto­ber 2022

Jubiläum: 175 Jahre Kapuziner in der Münchner Isarvorstadt

Im Geist des hei­li­gen Fran­zis­kus: Seit 175 Jah­ren sind die Kapu­zi­ner im Klos­ter St. Anton in der Münch­ner Isar­vor­stadt ansäs­sig. Ein Bericht dar­über, was den Ort in Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart auszeichnet.

Was ehe­dem weit vor der Stadt lag, befin­det sich heut­zu­ta­ge längst in einem begehr­ten inner­städ­ti­schen Wohn­ge­biet Mün­chens: Die Rede ist vom Kapu­zi­ner­klos­ter St. Anton in der Isar­vor­stadt. In die­sen Tagen sind es stol­ze 175 Jah­re, dass der im Zuge der Säku­la­ri­sa­ti­on aus der baye­ri­schen Lan­des­haupt­stadt ver­trie­be­ne Orden hier beim klei­nen Kup­pel­bau der „Schmerz­haf­ten Kapel­le“ sei­nen Neu­an­fang in Mün­chen nahm. Am 24. August 1846 wur­de der Grund­stein zum Klos­ter gelegt. König Lud­wig I., der gro­ße Restau­ra­tor zahl­rei­cher Orden nach der Säku­la­ri­sa­ti­on, hat­te dies höchst­per­sön­lich so verfügt.

Ver­mitt­ler war Bene­fi­zi­at Urban Zacher von St. Peter gewe­sen, der bis zum gro­ßen Klos­ter­sturm einst das Ordens­kleid der Kapu­zi­ner getra­gen hat­te. Die­se waren seit 1600 in Mün­chen ansäs­sig gewe­sen, doch auch sie wur­den von den kir­chen­feind­li­chen Macht­ha­bern ver­trie­ben und in Aus­ster­be­klös­ter gesteckt. Das alte Klos­ter am heu­ti­gen Len­bach­platz wur­de abge­ris­sen. Nun also hier, „am Steig nach Thal­kir­chen“ (der heu­ti­gen Kapu­zi­ner­stra­ße) der Neu­an­fang, direkt an einem Kirch­lein, das auf einen Abde­cker und Wasen­meis­ter namens Bar­tho­lo­mä­us Dei­b­ler zurück­ging. Die­ser hat­te um 1670 inmit­ten von Wie­sen und Kraut­gär­ten und in unmit­tel­ba­rer Nähe zum Pest­fried­hof (dem heu­ti­gen Alten Süd­fried­hof) eine klei­ne offe­ne Feld­ka­pel­le errich­tet. Dort hing er das Bild des Hei­lands an der Gei­ßel­säu­le auf. Bald kamen zahl­rei­che Men­schen hier­her, eine regel­rech­te Wall­fahrt setz­te ein. Ein Kup­pel­bau wur­de errich­tet und 1705 geweiht.

Nun also waren die Kapu­zi­ner hier ansäs­sig, die Kapel­le wur­de zur Ordens- und Klos­ter­kir­che erho­ben, was eine neue Wei­he erfor­der­lich mach­te. Die­se erfolg­te am 3. Okto­ber 1847, dem Vor­abend des Fran­zis­kus­fes­tes, durch den Münch­ner Erz­bi­schof Graf Karl August von Rei­sach. Mit dem Nacht­ge­bet bezo­gen die ers­ten Kapu­zi­ner tags dar­auf ihre neue Hei­mat. Die Kapel­le war für die Bevöl­ke­rung des rasch anwach­sen­den Stadt­vier­tels in der Nähe zum 1878 eröff­ne­ten Münch­ner Schlacht- und Vieh­hof bald zu klein. Daher erbau­te man von 1893 bis 1895 die neu­ro­ma­ni­sche Anto­ni­us­kir­che, sodass das Klos­ter zwi­schen Kapel­le und Kir­che zu lie­gen kam.

1936 erhob Kar­di­nal Micha­el von Faul­ha­ber St. Anton zur eigen­stän­di­gen Pfar­rei, die Kapu­zi­ner beka­men die Seel­sor­ge über­tra­gen. Die Nie­der­las­sung erwuchs in den 1920er und 1930er Jah­ren zu einem der größ­ten Kon­ven­te in der baye­ri­schen Pro­vinz. Zahl­reich sind die Namen der hier auf dem Klos­ter­fried­hof an der Schmerz­haf­ten Kapel­le beer­dig­ten Ordens­män­ner. Vie­le Brü­der waren hand­werk­lich sehr geschickt, sodass es einst eine Schlos­se­rei, Schrei­ne­rei, Gärt­ne­rei und sogar eine eige­ne Schwei­ne­zucht gab. Die Kapu­zi­ner waren zudem Gefäng­nis­geist­li­che in Sta­del­heim und Neudeck/Au. 1896 beauf­trag­te Prinz­re­gent Luit­pold sie mit der Grün­dung und dem Auf­bau der Schwa­bin­ger Pfar­rei St. Joseph. Erst 2013 wur­de die Lei­tung die­ser Pfar­rei vom Orden in die Hän­de der Erz­diö­ze­se Mün­chen und Frei­sing zurückgegeben.

Ihrem Ordens­va­ter Franz von Assi­si fol­gend, füh­len sich die Män­ner in ihrer brau­nen Kut­te mit der spit­zen Kapu­ze und den ehe­dem sprich­wört­lich lan­gen Kapu­zi­ner­bär­ten den Armen und am Ran­de der Gesell­schaft ste­hen­den Men­schen sehr ver­bun­den. Jahr­zehn­te­lang war die Klos­ter­pfor­te von St. Anton mit ihrer Essens­aus­ga­be daher ein Anlauf­punkt für hun­der­te von Münch­nern. 1995 wur­de die Sup­pen­kü­che aus Per­so­nal­man­gel ein­ge­stellt. Seit der Coro­na-Pan­de­mie gibt es jedoch mir der Anto­ni­us­kü­che von Cari­tas und Erz­diö­ze­se direkt in der Anto­ni­us­kir­che eine neue Ver­pfle­gungs­sta­ti­on für alte, arme und obdach­lo­se Men­schen. Zudem ver­teilt auch die Münch­ner Tafel ein­mal in der Woche vor der Klos­ter­mau­er Lebens­mit­tel an eine immer stär­ker anwach­sen­de Schar Bedürftiger.

Ange­sichts schwin­den­der Kräf­te war der Kom­plex irgend­wann zu groß und zudem gebäu­de­tech­nisch ein Sanie­rungs­fall: Von 2006 bis 2009 erfolg­te daher ein gro­ßer Umbau. Damals trenn­te man das Lang­haus der Schmerz­haf­ten Kapel­le vom his­to­ri­schen Kup­pel­bau ab. Im Lang­haus errich­te­te man das Fern­seh­stu­dio des Insti­tuts zur För­de­rung publi­zis­ti­schen Nach­wuch­ses (ifp), die Jour­na­lis­ten­schu­le der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, die im Klos­ter unter­kam. Auch die Pfar­rei erhielt damals neue Gemein­de­räu­me im ehe­ma­li­gen Klosterbau.

Die Kapu­zi­ner bau­ten sei­ner­zeit das benach­bar­te Pfarr­haus in ihre neue Nie­der­las­sung um und ver­leg­ten zugleich ihr Pro­vin­zia­lat, also die Ordens­lei­tung und  ‑ver­wal­tung, von St. Joseph in Schwa­bing nach St. Anton. 2010 fusio­nier­te dann die Baye­ri­sche mit der Rhei­nisch-West­fä­li­schen zur Deut­schen  Kapu­zi­ner­pro­vinz, der Sitz des Pro­vin­zial­a­tes blieb in St. Anton. 

Heu­te leben hier sechs Ordens­män­ner. Bru­der Tho­mas Schied und Bru­der Jens Kusen­berg sind für die Seel­sor­ge im 2011 aus St. Anton und der Nach­bar­pfar­rei St. Andre­as gebil­de­ten Pfarr­ver­band Isar­vor­stadt zustän­dig. „Ich mag die­sen Ort sehr gern, weil wir als Kapu­zi­ner hier mit unter­schied­lichs­ten Men­schen auf dem Weg sind und sie seel­sorg­lich in allen Lebens­la­gen beglei­ten dür­fen“, sagt Bru­der Tho­mas. Bru­der Jens ergänzt: „Es ist schön bei uns im Pfarr­ver­band, weil die Struk­tu­ren noch über­sicht­lich sind und man auf die­se Wei­se vie­le ver­schie­de­ne Men­schen schnell auch per­sön­lich ken­nen­ler­nen kann. Wer sich hier enga­gie­ren will, der kann das auch.“ Und wer sich für den geist­li­chen Weg inter­es­sie­re, kön­ne sich ger­ne im Klos­ter (Tele­fon: 089/2782710) melden.

Bru­der Hel­mut Rakow­ski war zuletzt Pro­vinz­se­kre­tär und geist­li­cher Direk­tor des ifp. Im Juni wähl­ten ihn sei­ne Mit­brü­der auf dem Pro­vinz­ka­pi­tel in Müns­ter zum neu­en Pro­vin­zi­al. Er ist somit der Lei­ter von 137 Brü­dern in elf Nie­der­las­sun­gen in Deutsch­land und den Nie­der­lan­den. Der Kon­vent St. Anton ist für ihn ein wich­ti­ger Bestand­teil der Pro­vinz. Pro­vinz­se­kre­tär Bru­der Mar­kus Thüer, Bru­der Oth­mar Nogg­ler und Bru­der Chris­ti­an Hien kom­plet­tie­ren die klei­ne Haus­ge­mein­schaft. Gro­ße Bestän­dig­keit bei zugleich ste­tem Wan­del zeich­net die­se bekann­te Münch­ner Ordens­nie­der­las­sung aus – nicht die schlech­tes­ten Vor­aus­set­zun­gen für die Zukunft.

Text: Flo­ri­an Ertl, stell­ver­tre­ten­der Chef­re­dak­teur der Münch­ner Kirchenzeitung

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