Interview

FOTO: KAPU­ZI­NER

BR. SIXTUS PARZINGER

Josef Par­zin­ger wur­de am 21. Dezem­ber 1931 in St. Johann/Tirol gebo­ren. Nach dem Gym­na­si­um trat er in den Kapu­zi­ner­or­den ein und erhielt den Namen Six­tus. Er wur­de 1960 zum Pries­ter geweiht und brach am 6. Febru­ar 1965 als Kaplan und Pfar­rer in die Mis­si­on nach Chi­le auf. 1978 wur­de er zum Bischof geweiht, bis 2009 lei­te­te er die Diö­ze­se Villarrica.

18. Juli 2022

Kapuziner in Chile: „Geht hinaus in alle Welt“

Er ist Kapu­zi­ner, Alt-Bischof und lebt seit 1965 in Chi­le: Six­tus Par­zin­ger fei­er­te vor weni­gen Mona­ten sei­nen 90. Geburts­tag. Wie der Ordens­mann auf die Mis­si­on in Chi­le blickt, sagt er im Interview.

Bischof Six­tus, wo leben Sie zurzeit?
Seit zwei Jah­ren lebe ich im Kon­vent der Fran­zis­ka­ne­rin­nen vom Hei­ligs­ten Her­zen Jesu der Gen­gen­ba­cher Schwes­tern in Puru­lon, der Haupt­sta­ti­on die­ser Schwes­tern in Chi­le. Gegrün­det wur­de sie Jahr 1873. Hier kann ich jeden Tag eine hei­li­ge Mes­se fei­ern – und in Zei­ten der Pan­de­mie war es sehr ruhig hier. Mitt­ler­wei­le hat der Schul­un­ter­richt in der Ober­schu­le wie­der begon­nen, es wird also wie­der belebter.

War­um sind Sie vor vie­len Jah­ren Kapu­zi­ner geworden?
Das hat Gott gewollt. Denn ich woll­te eigent­lich nach der Schul­zeit Schrei­ner wer­den. Doch dann besuch­te ich unsern Pfar­rer vor Ort. Der sag­te mir, ich wäre zu alt für das Gym­na­si­um, aller­dings kön­ne ich nach Dil­lin­gen gehen, wo die Kapu­zi­ner eine Schu­le für Spät­be­ru­fe­ne errich­tet hat­ten. So geschah es. Und weil es mir dort gefiel, blieb ich bei den Kapu­zi­nern. Bis heu­te. Die Kapu­zi­ner gaben und geben mir das, was ich immer gesucht habe. Ich kann die­sen Weg auch heu­te noch jun­gen Män­nern empfehlen.

Seit 1965 leben Sie in Chi­le. War­um sind Sie damals in die Mis­si­on gegangen?
Ich woll­te als jun­ger Mann dort­hin, wo Pries­ter gebraucht wur­den. Nach einem Gespräch mit mei­nem Pro­vin­zi­al ver­wies der mich auf die Arau­ka­ni­er-Mis­si­on in Chi­le, die wir um 1900 von den ita­lie­ni­schen Kapu­zi­nern über­nom­men hat­ten. So wur­de das mein Weg. Ich ging mit einem Kapu­zi­ner­bru­der dort­hin, zuerst als Vikar, dann als Pfar­rer. Schließ­lich, als Bischof Wil­helm Hartl plötz­lich ver­starb, wur­de ich nach fast einem Jahr zum neu­en Mis­si­ons­bi­schof ernannt.

Die­se Ernen­nung zum Bischof: Wie war die­ser Rol­len­wech­sel, vom Ordens­mann zum Bischof?
Ich hat­te nie­mals dar­an gedacht, Bischof zu wer­den! Aber die gan­ze Arau­ka­ni­er-Mis­si­on war auf die Kapu­zi­ner ein­ge­stellt, und des­we­gen pass­te es gut. Ich wur­de zuvor schon ein­mal als Weih­bi­schof ange­for­dert, und so fiel dies­mal die Wahl auf mich, den Bau­ern­bub. Ich war nicht vor­be­rei­tet und hat­te kein beson­de­res Stu­di­um. Doch ich nahm die Ernen­nung an, da alles auf einen neu­en Bischof war­te­te. Die Umstel­lung war nicht leicht, das muss ich sagen. Mir fehl­te das Orga­ni­sa­ti­ons­ta­lent. Doch die Kapu­zi­ner vor Ort hal­fen mir in der Lei­tung des Vika­ri­ats. Ich habe sofort die Ver­bin­dung zu allen Pries­tern und Brü­dern gesucht, besuch­te die Pfar­rei­en und Kommunitäten.

Hat sich ihr Mis­si­ons­ver­ständ­nis über die Jah­re geändert?
Ges­tern wie heu­te gilt, was Chris­tus sei­nen Jün­gern gebo­ten hat: Geht hin­aus in alle Welt und lehrt sie, was ich euch gebo­ten habe. Das Evan­ge­li­um. Das wol­len man­che nicht mehr hören. Doch Chris­tus ist immer der Herr, den wir pre­di­gen und bezeu­gen müs­sen. Aber wir müs­sen auf die Men­schen zuge­hen, um ihre Auf­fas­sun­gen und Gebräu­che ken­nen­zu­ler­nen, um sie abzu­ho­len, wo sie ste­hen. Hier gilt es, als Bru­der auf­zu­tre­ten, der gemein­sam mit den Men­schen einen neu­en Weg gehen will.

Gibt es etwas in Ihrem mis­sio­na­ri­schen Wir­ken, das Sie aus heu­ti­ger Sicht anders gemacht hätten?
Die Men­schen sind heu­te viel­fach offe­ner und wil­lens, an dem teil­zu­ha­ben, was ich mache. Sie wol­len mit­wir­ken, wenn man sie für etwas begeis­tert. Heu­te wür­de ich mehr auf ihre Teil­nah­me set­zen. Und mich ande­rer Mit­tel bedie­nen, wie dem Inter­net. Ich wür­de alles machen, was der Ver­kün­di­gung des Evan­ge­li­ums dient.

Was ist das Erbe der Kapu­zi­ner in Chile?
Das ist auf jeden Fall eine gut orga­ni­sier­te Diö­ze­se. Mit einem eige­nen Semi­nar, das in zwei Jah­ren schon sein hun­dert­jäh­ri­ges Bestehen fei­ern kann, denn es wur­de 1924 vom Apos­to­li­schen Prä­fek­ten Gui­do Beck de Ram­ber­ga gegrün­det. Dann gibt es hier ein eige­nes Schul­werk von etwa 130 Mis­si­ons­schu­len, das einen wich­ti­gen Bei­trag für die Evan­ge­li­sie­rung leis­tet. Auch exis­tie­ren im Land ver­schie­de­ne Kon­gre­ga­tio­nen von Schwes­tern. Das schöns­te Erbe jedoch ist die Erhe­bung des Vika­ri­ats zur Diö­ze­se von Vil­lar­ri­ca im Jahr 2002.

Sie leben fast 60 Jah­re in Chi­le. Wo ist Ihre Heimat?
Mei­ne Hei­mat ist Chi­le, genau­er gesagt: die Arau­ka­nie. Doch mei­ne Gedan­ken schwei­fen noch oft zurück. Zurück dort­hin, wo ich gebo­ren bin, also St. Johann in Tirol. Oder nach Bay­ern, wo ich auf­ge­wach­sen bin, in Waging am See. Ich erhal­te mir so in der Fer­ne die Freu­de an einer zwei­ten und drit­ten Hei­mat mit vie­len Bekann­ten und Freunden.

Dan­ke für das Gespräch!

Das Inter­view führ­te Tobi­as Rauser

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