Kapuziner in Indonesien
Die erfolgreiche Geschichte der Ordensbrüder der Deutschen Kapuzinerprovinz in Indonesien ist lang und von Umbrüchen bestimmt. Seelsorge, Bildung und Einsatz für die einheimische Kultur prägen das Kapuziner-Leben vor Ort.
Seit 1804 sind Kapuzinerbrüder in Indonesien tätig, zunächst ausschließlich Ordensleute aus den Niederlanden. Die Kapuziner lebten und wirkten auf Borneo (auf Indonesisch „Kalimantan“), Nordsumatra einschließlich Sibolga, sowie in einer Pfarrei in der Hauptstadt Jakarta. Die Insel Nias durften Kapuziner bis zum Jahr 1939 nicht betreten. Als im Jahr 1952 die Kapuziner-Missionare der Rheinisch-Westfälischen Ordensprovinz vom kommunistischen Regime aus China ausgewiesen wurden, suchten diese ein neues Tätigkeitsfeld – und fanden es in Indonesien, auf der Insel Nias.
Am 22. Februar 1955 traten fünf ehemalige China-Missionare zusammen mit dem Kapuzinerbischof Petrus Gratian Grimm die Fahrt nach Indonesien/Nias an. Vier Jahre später entstand die Apostolische Präfektur Sibolga, bestehend aus den drei Territorien Nias, Mittel- und Süd-Tapanuli sowie der Regierungsstadt Sibolga. Die holländischen Missionare verließen nach und nach das Sibolgagebiet und wurden durch Kapuzinerbrüder aus der Rheinisch-Westfälischen Kapuzinerprovinz ersetzt, denen sich auch einige Mitbrüder aus Südtirol anschlossen.
In den 70er-Jahren beschlossen die Kapuziner von Sibolga, zusätzlich zu ihrem Dienst am Aufbau der Ortskirche von Indonesien, verstärkt auch die franziskanischen Ideale der Kapuziner weiterzutragen und den Orden vor Ort zu verankern. Sie schufen Ausbildungsmöglichkeiten im Land: ein Postulat, ein Noviziat und ein Studienhaus für zukünftige Kapuzinerpriester. Auf Nias wurde 1975 eine eigene Ausbildungsstätte für Laienbrüder geschaffen, unweit des Klarissenklosters. Im Laufe der Zeit entwickelten sich die drei Regionen Pontianak (Kalimantan), Medan und Sibolga zu eigenständigen Provinzen. Die Provinz Sibolga ist seit 2012 in die Kustodien St. Fidelis auf Sumatra und St. Felix auf Nias aufgeteilt.
Heute kümmern sich die Kapuziner vor Ort um mehrere Pfarreien sowie um die Seelsorge der Schwesterngemeinschaften. Die Laienbrüder gehen verschiedenen Berufen und Aufgaben nach. Zurzeit leben und wirken drei deutsche und ein Südtiroler Kapuziner in Indonesien. Die vielen Berufungen von einheimischen Mitbrüdern geben reichlich Hoffnung für die Zukunft des Ordens im Land.
Der deutsche Kapuziner Martinian Grützner widmet sein Missionarsleben vor allem dem Bau von Schulen, Schwesternhäusern, Heimen, Krankenhäusern und insbesondere der Konkathedrale in Gunungsitoli (Nias) sowie der Steinmetzarbeit von Altären, Lesepulten in Kirchen und anderen Kirchenausstattungen. Lebenswerk und Schwerpunkt von Bruder Johannes M. Hämmerle ist das Völkerkunde-Museum „Nias Erbe“, das im Jahr 2008 eröffnet wurde. Ein Engagement, das helfen soll, Kultur und Brauchtum der Niasbevölkerung zu erhalten und zu fördern und auch in die gottesdienstlichen Feiern einzubeziehen. Br. Kristof Jansen hat sich neben der Seelsorge sehr für die Verwaltung und Organisation eingesetzt.