Interview

FOTO: KAPU­ZI­NER

BR. Johannes Hämmerle

lebt seit 1971 in Indo­ne­si­en. Der Kapu­zi­ner küm­mert sich dort unter ande­rem um das Nias-Muse­um, das sich mit der tra­di­tio­nel­len Nias-Kul­tur beschäftigt. 

8. Juli 2021

„Missionar ist mein Beruf und meine Berufung“

Im Juli fei­ert Bru­der Johan­nes Häm­mer­le, der als Kapu­zi­ner seit vie­len Jah­ren in Indo­ne­si­en lebt, sei­nen 80. Geburts­tag. Im Inter­view spricht der Pries­ter über sein Lebens­werk, das Nias-Muse­um und sei­ne Arbeit als Missionar.

Bru­der Johan­nes, wie geht es Ihnen zurzeit?

Mir geht es gut, vie­len Dank der Nach­fra­ge. Ich bin gesund und lebe hier vor Ort in einem Klos­ter mit 5 Brü­dern, 3 Novi­zen und 8 Pos­tu­lan­ten. Tags­über arbei­te ich im Nias-Museum.

Sie spre­chen das Nias-Muse­um an, das sich mit der tra­di­tio­nel­len Nias-Kul­tur beschäf­tigt. Sie haben es auf­ge­baut, es ist Ihr Lebenswerk.

Das kann man so sagen. 1990 wur­de auf dem Kapi­tel der Kapu­zi­ner beschlos­sen, ein Muse­um zu bau­en. Mit die­sem Auf­trag habe ich dann ange­fan­gen, hier alles zu pla­nen. Wir haben wirk­lich etwas Beson­de­res geschaf­fen. Heu­te sind im Muse­um ins­ge­samt 53 Leu­te ange­stellt. Ich arbei­te seit 2013 als Vor­sit­zen­der der Stif­tung, zuvor war ich gleich­zei­tig noch Direktor.

Wie läuft es mit dem Muse­um, gera­de in die­sen Corona-Zeiten?

Wir sind auf einem guten Weg, aber Coro­na hat natür­lich auch bei uns rie­si­ge Pro­ble­me ver­ur­sacht. Im Jahr vor Coro­na konn­ten wir 83 Pro­zent unse­rer Kos­ten durch Ein­nah­men hier vor Ort decken, ein tol­ler Erfolg. Seit Coro­na sind die Ein­nah­men ein­ge­bro­chen, zum Teil war das Muse­um geschlossen.

Seit wann sind Sie eigent­lich als Mis­sio­nar in Indonesien?

Am 21. Juli 1971, am Fest des Kapu­zi­ners Lau­ren­ti­us von Brin­di­si, bin ich in Medan, der Haupt­stadt von Suma­tra, angekommen.

Wie waren die ers­ten Jah­re im Land?

Nach mei­ner Pries­ter­wei­he war ich zuerst zwei Jah­re als Kaplan in unse­rer Kapu­zi­ner­pfar­rei in Bocholt. Plötz­lich traf das Visum für Indo­ne­si­en ein und ich muss­te inner­halb von drei Mona­ten im Land sein. Dort wur­de ich für unse­re Mis­si­on auf der Insel Nias bestimmt. An mei­nem Namens­tag, dem des Pfar­rers von Ars, betrat ich zum ers­ten Mal die Insel. Wie der Pfar­rer von Ars wur­de ich Land­pfar­rer und Mis­sio­nar für vie­le klei­ne katho­li­sche Dorf­ge­mein­den, die ich zu Fuß in mehr­tä­gi­gen Rei­sen zu Fuß besu­chen durf­te. Mei­ne längs­te, nicht sehr kom­for­ta­ble Tour nach Ala­sa dau­er­te immer drei Wochen. Abends zeig­te ich dann oft Dias vom Leben Jesu. Der Strom kam von einem Hon­da-Aggre­gat, das zusam­men mit dem benö­tig­ten Ben­zin mit­ge­tra­gen wur­de. Es gab immer viel zu tun: Beich­te hören, Ehe­sa­kra­ment spen­den und die Fei­er der hei­li­gen Mes­se. Eini­ge Gemein­den konn­ten ich nur zwei bis drei­mal pro Jahr besu­chen. Hin­zu kam auch die Orga­ni­sa­ti­on für den Bau von klei­nen Kapel­len oder Kir­chen. Per­sön­lich war ich glück­lich, dass ich ohne Mala­ria durch die Zeit gekom­men bin.

Eine lan­ge Zeit vor Ort. Wie hat sich das Leben gewandelt?

Mis­sio­nar ist mein Beruf und mei­ne Beru­fung. Das Leben hier hat sich ste­tig ver­bes­sert. Das Pro­blem heu­te ist die hohe Arbeits­lo­sig­keit. Es feh­len Jobs. Das liegt an Coro­na, aber auch an der all­ge­mei­nen öko­no­mi­schen Situa­ti­on. Des­we­gen ver­las­sen vie­le jun­ge Men­schen die Insel.

Hat sich Ihr Ver­ständ­nis von „Mis­si­on“ geän­dert über die Jahre?

Ja, natür­lich! Grund­la­ge ist die Sen­dung Jesu: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sen­de ich euch. Eine Sen­dung zu allen Völ­kern bis an die Gren­zen der Erde. Und das Evan­ge­li­um soll aller Krea­tur ver­kün­det wer­den.“ Für mich bedeu­tet das ganz kon­kret: Wohin ich von mei­nem Orden gesandt wer­de, da will ich für die Men­schen da sein.

Wie ist das Ver­hält­nis der Reli­gio­nen vor Ort, beson­ders mit dem Islam?

Der Islam ist auf Nias eine Min­der­heit, es gibt kei­ne nen­nens­wer­ten Schwie­rig­kei­ten. Als ich in Gunung­s­i­to­li, mei­ner ers­ten Pfar­rei auf Nias begann, bin ich als Ers­tes in die benach­bar­te Moschee zum Frei­tags­ge­bet gegan­gen. Der Imam war über­rascht, aber es gab kei­ne Pro­ble­me. Ich habe einen sehr guten Freund, der Mus­lim ist, und den ich regel­mä­ßig besu­che und der auch oft mein Gast ist. Ich wür­de sagen, dass das Ver­hält­nis zwi­schen Chris­ten und Mus­li­men eigent­lich ganz ent­spannt ist.

Was ist Ihr Plan für das nächs­te Lebensjahr?

Ich über­las­se die Pla­nung dem Herr­gott und mache wei­ter, solan­ge es mir mög­lich ist. Es gibt vie­le Auf­ga­ben, die war­ten – und dar­auf freue ich mich.

Das Inter­view führ­te Tobi­as Rauser

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