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FOTO: KAPUZINER/KIÊN HÓANG LÉ

Regel­mä­ßig fin­den in der Kapu­zi­ner­kir­che in Stüh­lin­gen Kon­zer­te der Rei­he „Musik im Klos­ter“ statt (hier ein Archivbild)

19. Mai 2022

„Saiten-Klänge“:  Begeisternde Musik in der Kapuzinerkirche in Stühlingen

Zur Rei­he „Kon­zert im Klos­ter“ in Stüh­lin­gen zum The­ma „Sai­ten-Klän­ge“ kamen drei Musi­ke­rin­nen aus der Kul­tur­haupt­stadt Wei­mar nach Stüh­lin­gen. Sie begeis­ter­ten die Kon­zert-Besu­cher und mach­ten sie mit der Musi­zier­kunst der Barock­zeit vertraut.

Die Musi­ker brach­ten ihre Barock-Cel­li mit: Instru­men­te, die wegen ihrer baro­cker Bau­wei­se auch genau­so tön­ten, wie die Musi­ker und Kom­po­nis­ten in die­ser Zeit sich ihre Musik und das, was sie damit dar­stel­len woll­ten, wohl vor­ge­stellt haben. Ein­fa­cher, schlich­ter, sanf­ter, wahr­neh­mungs­in­ten­si­ver als das Spiel mit den Instru­men­ten der heu­ti­gen Zeit. Ein Cem­ba­lo, das nach dem Mus­ter ita­lie­ni­scher Cem­ba­li in baro­cker Struk­tur nach­ge­baut war, gehör­te eben­falls als Grund­la­ge und inne­re Mit­te zu die­sem Zusammenspiel.

Gleich beim ers­te Fres­co­bal­di Stück für Solo-Cel­lo und Bas­so con­ti­nuo konn­te man die beson­de­re Trans­pa­renz als wesent­li­che Qua­li­tät die­ser Musik her­aus­hö­ren: Du hörst das Solo-Instru­ment, aber auch die gegen­läu­fi­ge Bass­stim­me eben­so deut­lich und die har­mo­ni­schen Grund­la­gen wer­den gestal­tet von dem sanf­ten Klang, den die Cem­ba­lo­ak­kor­de verbreiten.

Die Cel­lis­tin, Susan­ne Trinks, set­ze den ers­ten Solo-Akzent in die­sem Pro­gramm mit der Solo-Suite Nr. 1 für Vio­lon­cel­lo von J.S. Bach in G‑Dur. Kann man sich eine bes­se­re Gestal­tung vor­stel­len für die­se Arpeg­gi­en der Pré­lude, die durch alle Har­mo­nien gehen? Das Barock­cel­lo bot eben die Mög­lich­keit, jeden ein­zel­nen Ton deut­lich wie­der­zu­ge­ben. Kei­ner soll­te zu beson­ders her­aus­ge­stri­chen klin­gen, son­dern ein orga­ni­scher Melo­dien­fluss her­vor­tre­ten, der gleich­zei­tig rück­ge­bun­den ist durch den Mehr­klang, der aus der Ton­fol­ge auch noch her­aus­ge­hört wer­den kann.

Die­se Suite (BWV 1007) gibt eine Rei­he von Tän­zen wie­der. Allein die Unter­schied­lich­keit die­ser Tanz­for­men lässt die Viel­falt die­ser Cel­lo-Suite erken­nen. Das baro­cke Instru­ment ermög­licht noch bes­ser als ein klas­si­sches Cel­lo, die ver­schie­de­nen Strich­ar­ten und die Bogen­füh­rung zum spe­zi­el­len und detail­lier­ten Aus­druck zu nut­zen. Eben­so war das zu spü­ren bei der Dar­bie­tung der ande­ren Cel­lis­tin, (Tabea Hubert), die den ers­ten und majes­tä­tisch wir­ken­den Satz der C‑Dur Suite Nr.3 aus die­se Samm­lung der sechs Solo-Sui­ten für Vio­lon­cel­lo (BWV 1009) kraft­voll und aus­drucks­stark zum Bes­ten gab.

Die Zuhö­rer spit­zen ganz beson­ders ihre Ohren, als ein Duo-Werk von einem fran­zö­si­schen Kom­po­nis­ten für die­se bei­den Instru­men­te (ohne die Cem­ba­lo-Beglei­tung) zur Gel­tung kam. Jean-Bap­tis­te Bar­rié­re hat­te die­ses Werk geschrie­ben, sel­ber ein berühm­ter Cel­list sei­ner Zeit. Hier war, beson­ders im zwei­ten Satz, der ele­gant-fran­zö­si­sche Aus­drucks­wil­le des Kom­po­nis­ten durch das Spiel mit die­sen sen­si­blen Instru­men­ten zu spüren.

Aber auch das Cem­ba­lo soll­te zur Gel­tung kom­men: eben­falls mit einem Meis­ter­werk der Bach­schen Tas­ten­mu­sik, noch aus sei­ner ers­ten Wei­ma­rer Zeit. Das Werk, die Toc­ca­ta und Fuge in c‑moll (BWV 911) beginnt und endet im „Stylus phan­ta­sti­cus“, den Bach bei sei­nen Besu­chen in Lübeck von der Nord­deut­schen Orgel­mu­sik her ken­nen gelernt hat. In der wei­te­ren Fol­ge die­ser Toc­ca­ta hört man ein fili­gra­nes Kern­stück der Kon­tra­punk­tik, das den Zuhö­rer immer mit dem glei­chen The­ma in alle irgend­wie ver­tret­ba­ren har­mo­ni­schen Ver­än­de­run­gen mit auf den Weg nimmt und dabei alle Regeln und krea­ti­ven Mög­lich­kei­ten der Kom­po­si­ti­ons-Kunst zur Anwen­dung bringt. Das hört man sonst nur  von den Orgel­wer­ken die­ses gro­ßen Meisters.

Wel­ches Lebens­ge­fühl mag den Wei­ma­rer Kom­po­nis­ten ange­regt haben, sol­che Wer­ke zu schrei­ben? Wel­che Geduld, wel­che Über­sicht, wel­che Lebens­freu­de, wel­cher immer wie­der neu anset­zen­de Gestal­tungs­wil­le, der kaum sein Ende fin­det? Aber ahnen dür­fen wir etwas von der Ewig­keit, auf die hin die­ser Meis­ter gelebt haben muss. Vor allem nach einer sol­chen, der Vir­tuo­si­tät voll ent­spre­chen­den Dar­bie­tung durch die Cem­ba­lis­tin Ying-Li Lo, die in Wei­mar an der Hoch­schu­le für Musik als Repe­ti­to­rin und Dozen­tin ein­ge­setzt ist und die über vie­le fach­li­che Qua­li­fi­zie­run­gen verfügt.

Abge­schlos­sen wur­de das Kon­zert durch eine Sona­te für Cel­lo mit Beglei­tung. Eine Kom­po­si­ti­on, die zugleich ita­lie­ni­sche als auch eng­li­sche Ein­flüs­se ver­riet. Ver­ant­wort­lich für die­ses abwechs­lungs­rei­che Werk ist der Kom­po­nist Fran­ces­co Save­r­io Gemi­nia­ni, der in sei­nem Leben und Wir­ken – von Ita­li­en sei­nem Hei­mat­land aus­ge­hend – vie­le Län­der durch­quer­te und sich zuletzt in Eng­land nie­der­ließ. Die­ses Werk offen­bar­te die gan­ze Spiel­freu­de eines Ita­lie­ners, der als Glo­bal-Play­er gelernt hat­te, sich nicht nur an bestimm­te Regeln hal­ten zu müs­sen, son­dern den Aus­druck prio­ri­sier­te und im Ver­lauf der drei Sona­ten­sät­ze der Gemi­nia­ni-Sona­te Nr. 2 in mit schnel­lem Har­mo­nie­wech­sel über­ra­schen konn­te, dabei auf zu vie­le Regeln kei­ne Rück­sicht nahm. Susan­ne Trinks hat­te die­ses Werk ein­stu­diert und brach­te es mus­ter­gül­tig zur Gel­tung, assis­tiert von Tabea Hubert, die mit ihrem Cel­lo und zusam­men mit der Cem­ba­lis­tin den Con­ti­nuo-Part übernahm.

Anhal­ten­der Applaus der gut vier­zig Zuhö­rer, die sich die­sen Nach­mit­tag aus­ge­sucht hat­ten, um Barock-Musik in Rein­form zu genie­ßen, sprach Bän­de über die inne­re Bewe­gung, die die­ses Musi­zie­ren bei ihnen aus­ge­löst hatte.

Ein Dank sei auch gesagt den Spon­so­ren, die die gesam­te Rei­he die­ses Jahr wie­der unter­stüt­zen und beson­ders dem Kul­tur­amt des Land­krei­ses Walds­hut und dem Bür­ger­meis­ter­amt von Stüh­lin­gen, wel­che die Aus­lei­he des Cem­ba­lo-Instru­men­tes von der benach­bar­ten Fir­ma Marc- Vogel, Cem­ba­lo­bau, aus Jestet­ten durch ihre groß­zü­gi­gen Spen­den ermög­licht haben.

Text: Br. Jür­gen Meyer, 
Kapu­zi­ner im Klos­ter Stühlingen

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