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FOTO: KIÊN HÓNG LÉ

BR. Christophorus Goedereis

ist Pro­vin­zi­al der Deut­schen Kapu­zi­ner­pro­vinz in lebt in München. 

22. Dezem­ber 2021

„Aufstehen und mutig neue Schritte gehen“

Weih­nach­ten lädt dazu ein, neue Anfän­ge zu wagen. Doch was sind die wich­ti­gen Fra­gen heu­te für uns Min­der­brü­der? Wie wol­len wir leben? Über die­se Fra­gen hat sich Br. Chris­to­pho­rus, Pro­vin­zi­al der Deut­schen Kapu­zi­ner­pro­vinz, Gedan­ken gemacht. 

Es gibt ein Gemäl­de in des mit­tel­al­ter­li­chen Künst­lers Giot­to di Bon­do­ne in der Basi­li­ka San Fran­ces­co in Assi­si, das mit in die­sen Tagen sehr bewegt: Fran­zis­kus bit­tet Papst Inno­zenz III. um die Bestä­ti­gung sei­ner Lebensform/Ordensregel. Vor 800 Jah­ren war es Fran­zis­kus von Assi­si, der sei­ner­zeit von einem mäch­ti­gen Papst die Erlaub­nis für eine neue, ein­fa­che und demü­ti­ge Lebens­form erbat. Heu­te ist es umge­kehrt: Papst Fran­zis­kus ruft uns zu einem neu­en, ein­fa­chen und ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Lebens­stil auf.

Vor 800 Jah­ren war es Fran­zis­kus von Assi­si, der Freund­schaft mit dem Sul­tan von Syri­en schloss – heu­te ist es Papst Fran­zis­kus, der den Dia­log mit den Welt­re­li­gio­nen anregt. Vor 800 Jah­ren war es Fran­zis­kus von Assi­si, der alle Geschöp­fe als Schwes­tern und Brü­der bezeich­ne­te – heu­te ist es Papst Fran­zis­kus, der die Bewah­rung der Schöp­fung zu einem der wich­tigs­ten The­men der Mensch­heit aus­ge­ru­fen hat.

Und die Kir­che? Nun, deren Situa­ti­on ist im 21. Jahr­hun­dert zumin­dest in vie­len Punk­ten ver­gleich­bar mit der zur Zeit des hl. Fran­zis­kus. Der fran­zis­ka­ni­sche Auf­trag „Fran­zis­kus, siehst du nicht, wie zer­fal­len mein Haus ist? Geh hin und baue es wie­der auf!“ gilt heu­te nicht weni­ger als damals.

Wo ste­hen wir Min­der­brü­der – heu­te nach 800 Jah­ren mit den zeit­lo­sen Anlie­gen unse­rer fran­zis­ka­ni­schen Spi­ri­tua­li­tät? Wenn wir in heu­ti­ger Zeit noch ein­mal neu nach Deutsch­land kämen, wel­che Schwer­punk­te wür­den wir dann set­zen? Wo wür­den wir uns nie­der­las­sen? Was wür­den wir arbei­ten? Wovon wür­den wir leben? Um wen wür­den wir uns küm­mern? Im Okto­ber die­ses Jah­res haben sich in Würz­burg vie­le Min­der­brü­der (Fran­zis­ka­ner, Kapu­zi­ner und Mino­ri­ten) zum Inter­fran­zis­ka­ni­schen Mat­ten­ka­pi­tel getrof­fen, um sich anläss­lich des 800-jäh­ri­gen Jubi­lä­ums sol­chen Fra­gen zu stel­len. Zur sel­ben Zeit waren im pol­ni­schen Tschen­sto­ch­au die euro­päi­schen Pro­vin­zia­le, Kus­to­den und Dele­ga­ten der Kapu­zi­ner ver­sam­melt, um dar­über nach­zu­den­ken, wie wir die Flam­me des fran­zis­ka­ni­schen Cha­ris­mas in Euro­pa neu ent­fa­chen kön­nen. Auch wir Kapu­zi­ner der Deut­schen Kapu­zi­ner­pro­vinz fra­gen uns, wie wir in den kom­men­den Jah­ren leben, unse­ren Lebens­stil erneu­ern und uns noch kon­se­quen­ter von den drän­gen­den Fra­gen unse­rer Zeit her­aus­for­dern las­sen wol­len. Viel­leicht kann uns dazu das Fest der Mensch­wer­dung Got­tes ein paar Impul­se geben.

An Weih­nach­ten nimmt Gott unse­re mensch­li­che Gestalt an. Er steigt in unse­re Wirk­lich­keit ein. Er fragt sich nicht, wie das, was immer schon so war, erhal­ten blei­ben kann. Er beginnt etwas Neu­es: „Er war wie Gott, hielt aber nicht dar­an fest, wie Gott zu sein, son­dern er ent­äu­ßer­te sich und wur­de wie ein Skla­ve und den Men­schen gleich“ (Phil, 2, 6–7). Das ist das Mys­te­ri­um, das den hei­li­gen Fran­zis­kus Zeit sei­nes Lebens so fas­zi­niert hat, dass der all­mäch­ti­ge Gott sich auf unse­re Wirk­lich­keit, auf unse­re Welt – ja, auf unser Fleisch ein­lässt. Und so lädt das Geheim­nis der Mensch­wer­dung Got­tes auch uns ein, nicht danach zu fra­gen, was wir machen müs­sen, damit es wie­der so wird, wie es ein­mal war. Das Geheim­nis der Mensch­wer­dung Got­tes lädt uns ein, zu fra­gen, was neu wer­den will und was neu wer­den muss.

„Euro­pa ist müde gewor­den“, hat Papst Fran­zis­kus ein­mal gesagt. Sind viel­leicht auch wir selbst müde gewor­den? Nun, die­se Fra­ge mag sich jeder selbst beant­wor­ten. Sicher ist: Weih­nach­ten lädt uns ein, neue Anfän­ge zu wagen, so wie Gott es selbst tut – nicht müde zu wer­den, son­dern auf­zu­ste­hen und mutig neue Schrit­te zu gehen.

Lie­be Schwes­tern und Brü­der, wer­den wir – auch nach 800 Jah­ren fran­zis­ka­ni­schen Lebens in Deutsch­land – nicht müde, die Flam­me unse­res Cha­ris­mas neu zum Leuch­ten zu brin­gen! Mit die­sen Gedan­ken grü­ße ich Sie und euch alle zum dies­jäh­ri­gen Weih­nachts­fest. Ich möch­te denen dan­ken, die mit uns in beson­de­rer Wei­se ver­bun­den sind: den ver­schie­de­nen Schwes­tern­ge­mein­schaf­ten, mit denen wir zusam­men­le­ben und zusam­men­ar­bei­ten; den haupt­amt­li­chen und ehren­amt­li­chen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern sowie allen Freun­din­nen und Freun­den der Kapu­zi­ner. Und natür­lich möch­te ich mei­nen Mit­brü­dern dan­ken, für ihr Lebens­zeug­nis und für ihren Ein­satz. Mein Dank gilt den Alten und den Jun­gen, den Gesun­den und den Kran­ken – und nicht zuletzt denen, die auf einer unse­rer Pfle­ge­sta­tio­nen leben und uns durch ihre Anteil­nah­me und ihr Gebet unterstützen.

Vergelt’s Gott für alles! Vergelt’s Gott für die Ver­bun­den­heit im Gebet! Ihnen und euch allen wün­sche ich ein gna­den­rei­ches und fried­vol­les Fest der Mensch­wer­dung Got­tes und ein geseg­ne­tes Neu­es Jahr 2022.

Frie­den und Heil – Vre­de en alle goeds!

Br. Chris­to­pho­rus Goe­de­r­eis OFMCap,
Pro­vin­zi­al­mi­nis­ter der Deut­schen Kapuzinerprovinz

 

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