FOTO: KAPUZINER/JACOBY
BR. BERND KOBER
ist seit dem 15. November Kirchenrektor an der Frankfurter Liebfrauenkirche. Der Kapuziner war zuvor Guardian im Konvent St. Anton in München und Leiter des Pfarrverbands München-Isarvorstadt.
„Aus ganz anderer Perspektive neu entdecken“
Br. Bernd Kober ist seit Mitte November Kirchenrektor von Liebfrauen in Frankfurt am Main. Welche persönliche Beziehung der Kapuziner zur Stadt hat und was ihm in der Seelsorge wichtig ist, erzählt er im Interview auf kapuziner.de.
Br. Bernd, warum sind Sie von München nach Frankfurt gewechselt?
Frankfurt ist ein wichtiger Ort für uns Kapuziner. Die Stelle des Kirchenrektors dort ist durch die persönlichen Veränderungen eines Mitbruders frei geworden. Ich war gern in München im Pfarrverband Isarvorstadt. Jetzt gehe ich auch gern an den spannenden Ort in der Frankfurter Innenstadt. Dass diese Möglichkeit jetzt so schnell auch umgesetzt wurde liegt auch an der Situation meiner Eltern, die Unterstützung brauchen, die nur aus der Nähe realistisch leistbar ist. Dass es so schnell geht, habe ich selbst nicht erwartet – sowohl, was die Möglichkeit einer Stelle in Frankfurt angeht, als auch die gesundheitlichen Veränderungen bei Vater und Mutter. Es ist ein guter Zufall, dass beides so zusammenkommt
Sie kommen aus Frankfurt.
Ja, ich komme aus Frankfurt-Schwanheim. Nach meiner Erstkommunion war ich in Liebfrauen Ministrant, später Lektor, im Chor, Zivildienstleistender beim Obdachlosenfrühstück, dass sich dann seit 1992 zum Franziskustreff entwickelt hat. In Liebfrauen habe ich auch im Chor mitgemacht und meine Orgel- und Kirchenmusikausbildung gemacht.
Liebfrauen ist ein Ort der Stille und der Begegnung. Beides gehört zusammen
Was ist Ihnen das wichtigste für den Start in der alten Heimat?
Gut hinhören. Das ist in der Seelsorge dort ein wesentlicher Dienst im Beichtstuhl und bei den Seelsorgegesprächen. Es ist aber auch das erste, was wichtig ist, wenn ich dort in einem neuen Gefüge aus Brüdern, Angestellten und Ehrenamtlichen ankomme..
Was macht den besonderen Reiz des Frankfurter Kapuzinerkonventes aus?
Der besondere Reiz ist, dass wir mitten in der Stadt sind. Wir haben unseren Rückzugsort, das Kloster – und wir haben den kurzen Weg zu den Menschen in unserem Klosterhof, in der Kirche. Dennoch muss man sagen, dass dieser kurze äußere Weg auch täuschen kann. Denn für viele Menschen sind wir als Kirche und Kapuziner trotzdem weit weg.
Was ist Ihnen wichtig?
Liebfrauen ist ein Ort der Stille und der Begegnung. Beides gehört zusammen. Stilles Hören und einander gut begegnen sind untrennbar. Beides muss in dieser umtriebigen Stadt einen Platz haben – und das Biotop hierfür ist Liebfrauen. Begegnung geschieht in den Gottesdiensten, Gesprächen, im Obdachlosenfrühstück im Franziskustreff. Stillwerden geschieht im Innenhof, bei der Anbetung, auch in manchen Einzelgesprächen, wo Menschen zu sich selbst finden und manchmal auch die konkreten Worte fehlen – aber stille Nähe einfach einen guten Raum bietet.
Haben Sie schon Ideen, was Sie als erstes in Frankfurt machen wollen?.
Nein, es geht mir ums Kennenlernen. Das Liebfrauen, das ich kenne, ist vergangen. Fast wie ein Schwarzweißfilm. Manche sagen, Du kennst diesen Ort ja sowieso. Das stimmt – und stimmt nicht. Ich muss ihn jetzt nach langer Zeit aus ganz anderer Perspektive neu entdecken..
Was werden Sie an München vermissen?
Einzelne Menschen, die mir gutgetan haben. Das macht für mich einen Lebensort aus – ob er Salzburg, München oder Frankfurt heißt. Ein sehr kreatives und flexibles Seelsorgeteam und gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zupackende, weit-denkende und den Kapuzinern sehr verbundene Ehrenamtliche. Selbst nach eineinhalb Jahren schon entsteht da ein kleines Heimatgefühl
Vielen Dank für das Gespräch und einen guten Start in Frankfurt!
Das Interview führte Tobias Rauser