FOTO: KAPUZINER
„Care for today, hope for tomorrow“
Der Kapuziner Marinus Parzinger konnte in diesem Sommer das Kinderheim St. Clare in Uganda besuchen. Das SLW, konkret der Verein slw Ugandahilfe Bayern und Tirol, unterstützt das Projekt seit vielen Jahren. Lesen Sie seinen Bericht von vor Ort.
Endlich! Der Besuch in Uganda war lange geplant. Immer kam etwas dazwischen, doch vor wenigen Wochen konnte ich ihn unter Berücksichtigung aller Corona-Einschränkungen endlich realisieren. Mein Ziel: das Kinderheim St. Clare im Bistum Lira in Aber. Die Kapuziner in Person meines Mitbruders Heinrich Grumann unterstützen das Kinderheim seit Jahren. Ich als sein Nachfolger als Vorsitzender des „Ugandahilfe Bayern und Tirol e.V.“ wollte mich vor Ort vorstellen und erste Kontakte knüpfen.
Vorher kannte ich St. Clare nur aus Erzählungen, hatte Fotos und ein Video von der Einweihung 2011 gesehen. Ich hatte gehört von Akteuren, die im Verwaltungsrat (Board) sitzen, vom externen Prozessbegleiter Andrew Otsieno aus Nairobi (Nachbarland Kenia), von den drei Schwestern (Sr. Mary Andrew Leonard, Sr. Mary Karambu und Sr. Mary Jacinta Kikabahenda), die engagiert das Heim leiten. Endlich durfte ich sie persönlich kennenlernen!
Das mich persönlich ansprechende Motto des Kinderheims lautet: „care for today, hope for tomorrow“.
Zur Vorbereitung schaute ich mir ein paar Fakten zu Uganda an. Ich fragte mich: Wie lässt sich eine Verbesserung erreichen? Was hilft den Menschen, um nach und nach besser leben zu können? Gesundheitsversorgung, sauberes Wasser, Ausbildung, Arbeit?
Der Blick auf das Kinderheim zeigt eine stetige Weiterentwicklung: die Kinder werden gut begleitet, da ist jemand, der sich kümmert und unterstützt; sie haben ein Mindestmaß an medizinischer Versorgung. Parallel zu diesem Fortschritt gibt es ständig neue Herausforderungen. Denn wir können die sozialen Bedingungen nicht verändern. Frauen werden verheiratet, junge Menschen finden keine Arbeit…
Ein paar Fakten zum Land: Uganda mit seiner Hauptstadt Kampala zählt mit seinen 44,2 Millionen Einwohnern zu den ärmsten Ländern der Welt. Es ist seit 1962 unabhängig. Es war mein erster Trip nach Afrika, nach Uganda. Ich hatte eine Woche Zeit, auf der Agenda stand keine Sightseeing-Tour in einen Naturpark, sondern ausschließlich der Besuch im Kinderheim. Zurzeit befindet sich das Land im Lockdown, d.h. es gibt wenig Verkehr und kaum Arbeit.
Die Menschen gehen frühmorgens mit der Hacke über der Schulter aufs Feld. Die Kinder arbeiten mit und holen und schleppen Wasser in gelben 10-Liter-Plastikkanistern.
Besuch aus Europa ist vor Ort eine willkommene Abwechslung und bekommt viel Aufmerksamkeit. Schon vor dem Ort werden wir – ich bin mit drei engagierten Vereinsmitgliedern unterwegs, die schon mehrmals vor Ort waren – von einigen Kindern empfangen und begrüßt. Alle anderen warten beim Heim und stehen links und rechts an der Straße. Singend und tanzend ziehen wir vor die Festhalle, wo wir offiziell begrüßt, die Nationalflaggen entrollt und die dazugehörige Hymne gespielt wird.
Die Schulen sind zurzeit wegen des Lockdowns geschlossen. Darum werden die Kinder in St. Clare unterrichtet. Der strukturierte Tagesablauf ist straff, zugleich ermöglicht er inneres Wachsen: sich umeinander kümmern, aus sich rausgehen, Aufgaben übernehmen, z. B. sich um Tiere – Ziegen, Hasen – kümmern, Wäsche waschen, gemeinsam beten, spielen.
2019 hat sich Bruder Heinrich Grumann, der vor 30 Jahren mit der Hilfe für Kinder in Uganda begonnen hat, verabschiedet. In einem Lied kommt der Name des Kapuziners vor, wird ihm gedankt, ist er die „Vater“-figur, die Sorge getragen hat.
Wie geht es weiter? Das war die wichtigste Frage der Kinder und der Schwestern. Ganz einfach: sie erklärten mich zu ihrem „Vater“. Damit wurde Pater Heinrich ohne sein Zutun zum „Großvater“. Ich lernte die wichtigsten Akteure kennen: etwa die Mitglieder des Leitungsgremiums, die Schwestern, die Generaloberin Sr. Sophia, den Caritasverantwortlichen Father George und den Bischof von Lira.
Die Mitglieder des Ugandahilfe Bayern und Tirol e.V. sprechen regelmäßig und ausführlich darüber, in welcher Weise wir eine nachhaltige Verbesserung in Uganda unterstützen können. Es gilt, die Ideen auf die Situation vor Ort herunterzubrechen, auch dazu diente mein Besuch. Erfreulich ist, dass vor Ort gute Ideen entwickelt werden, die wir unterstützen können. Investitionen werden abgestimmt und Finanzen geprüft, denn wir wollen transparent arbeiten. Ziel ist eine größtmögliche Eigenständigkeit.
Ich habe bei meinem Besuch eine große Lebendigkeit erlebt. Ich bin fasziniert von der Ausdruckskraft des Tanzes und der Art, den Gottesdienst zu feiern.
Gleichzeitig habe ich gesehen und gehört, was die Menschen bedrängt. Was tun, wenn es nicht ausreichend regnet? Was tun, wenn keine Firma Arbeiter einstellt? Die Arbeitslosigkeit ist eines der bestimmenden Themen.
Ziel meines Besuchs war es, erste Kontakte zu knüpfen. Und: Als neuer e.V.-Vorsitzender mit der Generaloberin und dem Bischof ein Memorandum of Understanding bzgl. einer Primary School zu beraten und zu unterschreiben. Ein großes Projekt, das einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Doch die gewachsenen Kontakte zu den Schwestern, zum Prozessbegleiter Andrew und zum Architekten Emmanuel machen mich zuversichtlich, dass das Projekt Schule sich verwirklichen lässt.
Ich baue weiter auf das Engagement der aktiven Vereinsmitglieder und hoffe auf Unterstützung vieler Spender. Dann können wir gemeinsam das Motto von St. Clare „care for today, hope for tomorrow“ einlösen.