Interview

FOTO: KAPUZINER/MARIUS JACOBY

BR. PIUS KIRCHGESSER

ist seit 1972 Kapu­zi­ner und wur­de 1978 zum Pries­ter geweiht. Er lebt und arbei­tet im Kapu­zi­ner-Klos­ter in Zell am Harmersbach.

19. Janu­ar 2022

„Durchwachsen. Das trifft es wohl am besten“

Br. Pius Kirch­gess­ner bie­tet Exer­zi­ti­en-Kur­se an, die wegen Coro­na in letz­ter Zeit kaum statt­fan­den. Was den Kapu­zi­ner beschäf­tigt, was er von Online-Exer­zi­ti­en hält und was er sich von 2022 wünscht, lesen Sie im Interview. 

Bru­der Pius, wir gehen ins drit­te Coro­na-Jahr. Wie geht es Ihnen?
Wenn ich „gut“ sagen wür­de, wäre es über­trie­ben, „schlecht“ aber auch nicht. „Durch­wach­sen“. Das trifft es wohl am bes­ten. Froh und dank­bar bin ich, dass unse­re Kapu­zi­ner-Gemein­schaft hier in Zell, mei­ne Mit­brü­der und ich, bis­her von Coro­na und Qua­ran­tä­ne ver­schont geblie­ben ist.

In die­ser Zeit gab es bei den Coro­na-Regeln ein Auf und Ab. Wie stark waren die von Ihnen ange­bo­te­nen Exer­zi­ti­en, also geist­li­che Übun­gen, in Zell betroffen?
Sehr unter­schied­lich. In Lock­down-Zei­ten haben in unse­rem „Haus der Begeg­nung“ natür­lich kei­ne Kur­se statt­ge­fun­den. Auch mei­ne Exer­zi­ti­en-Ange­bo­te hier in Zell, aber auch aus­wärts, sind aus­ge­fal­len. Ab Juni 2021 konn­ten dann wie­der – unter Beach­tung der Vor­sichts­maß­nah­men und Hygie­ne­re­geln – Kur­se durch­ge­führt wer­den. Seit Ende Novem­ber 2021 bis zum jet­zi­gen Zeit­punkt haben jedoch kei­ne Exer­zi­ti­en oder ande­re Kur­se statt­ge­fun­den. Wann dies wie­der mög­lich sein wird, ist im Moment ungewiss.

Nicht nur auf­grund der Vor­schrif­ten kom­men weni­ger Teil­neh­mer. Vie­le Men­schen haben auch Sor­gen, und mel­den sich gar nicht an.
So ist es! Eigent­lich könn­ten Exer­zi­ti­en im Haus der Begeg­nung statt­fin­den. Wir haben ein gut aus­ge­ar­bei­te­tes Hygie­ne­kon­zept, das sich auch bereits bewährt hat. Aber poten­ti­el­le Inter­es­sen­ten sind der­zeit – ange­sichts der Coro­na-Situa­ti­on – über­aus vor­sich­tig und mel­den sich, wenn über­haupt, nur sehr zöger­lich und spär­lich an.

Wenn etwas statt­fand, was neh­men Sie an Sor­gen und Ängs­ten der Teil­neh­mer wahr?
Wegen der Pan­de­mie haben lei­der seit fast zwei Mona­ten kei­ne Kur­se mehr statt­fin­den kön­nen, so dass ich aktu­ell kei­ne unmit­tel­ba­re Wahr­neh­mung habe. Zuvor, zum Bei­spiel bei den Ein­zel­ex­er­zi­ti­en über Aller­hei­li­gen, hat die Coro­na-Situa­ti­on kaum eine Rol­le gespielt. Da stan­den ande­re, per­sön­li­che Lebens­the­men im Vordergrund.

Kön­nen „Online“-Exerzitien ein adäqua­ter Ersatz sein? 
Mei­nes Erach­tens nein.

War­um nicht?
Exer­zi­ti­en sind kein Bibel­se­mi­nar oder eine ande­re Fort­bil­dungs­ver­an­stal­tung. Es geht nicht um Wis­sens­ver­mitt­lung, jeden­falls nicht in ers­ter Linie. Exer­zi­ti­en sind Geist­li­che Übun­gen, wobei es haupt­säch­lich dar­um geht, das eige­ne Leben aus der Per­spek­ti­ve des Wor­tes Got­tes in den Blick zu neh­men und von daher neu for­men zu las­sen. Exer­zi­ti­en sind Tage des Gebe­tes und der Medi­ta­ti­on. Wesent­lich ist eine Atmo­sphä­re der Stil­le und des Schwei­gens. Stil­le und Schwei­gen nicht als Selbst­zweck, son­dern als Nähr­bo­den für eine gesun­de Selbst­fin­dung und als Vor­rau­set­zung für ein auf­merk­sa­mes Hören auf Got­tes Wort.

Und das ist online schwieriger?

Ja, genau. Das ist nach mei­ner Erfah­rung und nach mei­nem Dafür­hal­ten bei Online-Exer­zi­ti­en nicht ohne wei­te­res mög­lich oder gewähr­leis­tet. Online-Exer­zi­ti­en sind bes­ten­falls „Exer­zi­ti­en im All­tag“. Bes­ser als nichts. Aber ein adäqua­ter Ersatz für zum Bei­spiel Medi­ta­ti­ons­e­x­er­zi­ti­en, kon­tem­pla­ti­ve Exer­zi­ti­en oder Ein­zel­ex­er­zi­ti­en, mit durch­gän­gi­gem Schwei­gen, räum­li­cher Distanz zum sons­ti­gen Lebens­um­feld wie Fami­lie, Arbeit, Hek­tik, Lärm, und Betrieb­sam­keit, kön­nen sie mei­nes Erach­tens nicht sein.

Was erhof­fen Sie sich von 2022?
Ich hof­fe und wün­sche sehr, dass die in mei­nem Jah­res­pro­gramm aus­ge­schrie­be­nen Exer­zi­ti­en und sons­ti­gen Ange­bo­te bald wie­der star­ten kön­nen. Im Bild gespro­chen: Ich sit­ze in den Start­lö­chern und schar­re mit den Füssen.

Vie­len Dank für das Gespräch!

Inter­view: Tobi­as Rauser

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