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Zu zweit in der Ukraine

Br. Jere­mi­as und Br. Moritz waren Anfang des Jah­res gemein­sam vor Ort

13. Dezem­ber 2022

Rückblick 2022: Kapuziner im Einsatz für die Ukraine

VOR ORT HEL­FEN: MIT DIE­SEM ZIEL SIND KAPU­ZI­NER AUS DEUTSCH­LAND NACH KRIEGS­AUS­BRUCH IN DIE UKRAI­NE AUF­GE­BRO­CHEN. ES WAR DER BEGINN DER DAU­ER­HAF­TEN UKRAI­NE-HIL­FE DES ORDENS.

Es war Ende Febru­ar – und die ers­ten, schreck­li­chen Bil­der aus der Ukrai­ne fla­cker­ten über die Bild­schir­me. Die Kapu­zi­ner­brü­der Jere­mi­as und Moritz im Klos­ter in Müns­ter trieb erschüt­tert die Fra­ge um: Was kön­nen wir tun? Gemein­sam beschlos­sen sie: „Wir fah­ren in die Ukrai­ne. Wir neh­men die Kriegs­op­fer in den Fokus unse­rer täg­li­chen Arbeit und des Gebetes.“

Die Kapu­zi­ner stell­ten mit der Hil­fe zahl­rei­cher Spen­de­rin­nen und Spen­der einen 40-Ton­ner mit Hilfs­gü­tern zusam­men. Wund­ver­sor­gungs­ma­te­ri­al und ande­re, drin­gend benö­tig­te Güter. Schuss­si­che­re Wes­ten für medi­zi­ni­sches Per­so­nal. Roll­stüh­le und Krücken.

Mit dem Lkw und einem Klein­bus mach­ten sich Br. Moritz Huber und Br. Jere­mi­as Bor­gards auf den Weg an die pol­nisch-ukrai­ni­sche Gren­ze. Ihr Ziel: Lviv (Lem­berg). In einem grie­chisch-katho­li­schen Pries­ter­se­mi­nar vor Ort kamen die Brü­der unter und konn­ten meh­re­re Wochen am Bahn­hof der Stadt Flüch­ten­de aus der Ost­ukrai­ne unter­stüt­zen. Mit einer war­men Sup­pe, einer Umar­mung, einem Segen. Eine Zeit, die die Brü­der sehr geprägt hat – und das nicht nur auf­grund der schlaf­lo­sen Näch­te, die oft aus Rake­ten­alarm und dem Umzug in den Kel­ler des Pries­ter­se­mi­nars bestanden. 

Die­se Zeit hat mich im guten Sin­ne im Glau­ben gefes­tigt. Und das nicht in einem fest­ge­fah­re­nen Sin­ne, son­dern eher befreit.“

Immer wie­der kamen Men­schen auf der Flucht aus dem Osten des Lan­des am Bahn­hof an und brach­ten ihre Geschich­ten mit, zeig­ten Fotos und Vide­os von furcht­ba­ren Gräu­el­ta­ten, berich­te­ten von Hin­rich­tun­gen. „In die­ser Zeit in Lviv ist mir sehr klar gewor­den, wie wich­tig die Dimen­si­on der Hoff­nung in unse­rem Leben ist. Eine Hoff­nung, die aus unse­rem Glau­ben kommt“, berich­tet Br. Jeremias.

Für den Ordens­mann haben Kar­frei­tag und Ostern in den Tagen und Wochen in Lviv eine neue Bedeu­tung bekom­men. Die bis­her gefei­er­te, aus­ge­feil­te Lit­ur­gie rück­te unter Rake­ten­alarm in den Hin­ter­grund, die Kraft dahin­ter wur­de ver­stärkt spür­bar. „Die­se Zeit hat mich im guten Sin­ne im Glau­ben gefes­tigt. Und das nicht in einem fest­ge­fah­re­nen Sin­ne, son­dern eher befreit“, sagt Br. Jere­mi­as. Er stellt bei sich eine neue Leich­tig­keit fest. „Ich darf mein Lei­den an Gott über­ge­ben, es ihm hin­hal­ten. Denn Gott lei­det unter dem Krieg in der Ukrai­ne, er lei­det dar­un­ter, dass es Chris­ten gibt, die die­sen Krieg legi­ti­mie­ren. Das gibt mir Kraft, wei­ter­zu­ma­chen und die Din­ge anzugehen.“

Die bei­den Kapu­zi­ner waren gemein­sam unter­wegs. So hat­te es schon der Ordens­grün­der Franz von Assi­si vor vie­len Jahr­hun­der­ten ver­fügt: Brü­der sol­len sich zu zweit auf den Weg machen. Dass das eine gute Idee war, wur­de den bei­den Ordens­brü­dern, die sich vor ihrer Rei­se kaum kann­ten, schnell klar. „In die­sem Auf­trag steckt ein spi­ri­tu­el­ler Aspekt, der wich­tig ist: Auf­ein­an­der hören, den ande­ren ernst neh­men, im Gebet gemein­sam einen guten Weg fin­den“, sagt Br. Jere­mi­as. Br. Moritz ergänzt: „Wer zu zweit mit der glei­chen Mis­si­on im Ein­satz ist, der merkt, dass man nicht nur eine Zweck­ge­mein­schaft ist, son­dern dass man als ech­te Brü­der mit einem Ziel unter­wegs ist.“

In die­ser Zeit in Lviv ist mir sehr klar gewor­den, wie wich­tig die Dimen­si­on der Hoff­nung in unse­rem Leben ist. Eine Hoff­nung, die aus unse­rem Glau­ben kommt.“

Für Br. Moritz war wich­tig, dass die Pro­vinz und die Mit­brü­der vor Ort den Ein­satz aus vol­lem Her­zen unter­stütz­ten. „Das war und ist eine sehr schö­ne Erfah­rung. Für mich als fran­zis­ka­ni­schem Ordens­mann kann eine sol­che Rei­se nur gelin­gen, wenn sie vom Segen und dem Gebet der Mit­brü­der getra­gen ist.“ Dass sich die bei­den Ordens­brü­der vor­her kaum kann­ten, war kein Pro­blem. „Uns ver­bin­det die Ehr­lich­keit, das Gera­de­her­aus-Den­ken und ‑Spre­chen. Und vor allem eine tie­fe fran­zis­ka­ni­sche Spi­ri­tua­li­tät“, sagt Br. Jeremias.

Nach eini­gen Wochen kamen die bei­den Ordens­leu­te mit ande­ren Flüch­ten­den im Klein­bus zurück nach Müns­ter. Gemein­sam mach­ten sich die Kapu­zi­ner mit ande­ren Brü­dern wie Br. Alex­an­der Schrö­ter dar­an, mit dem Wis­sen um die Situa­ti­on vor Ort, wei­te­re Trans­por­te vor­zu­be­rei­ten. Dar­aus ent­stand die Ukrai­ne Hil­fe der Kapu­zi­ner. „Die Spen­den­be­reit­schaft und die Betrof­fen­heit der Men­schen rund um unse­re Klös­ter war beein­dru­ckend. So konn­te aus einer klei­nen Idee etwas Gro­ßes wer­den“, berich­tet Br. Moritz. Es folg­ten wei­te­re Besu­che von Br. Jere­mi­as in Lviv – und wei­te­re Hilfstransporte.

Zahl­rei­che 40-Ton­ner mit Getrei­de, Back­wa­ren, Was­ser, medi­zi­ni­schem Mate­ri­al und vie­len Din­gen mehr konn­ten die Kapu­zi­ner in die­sem Jahr auf die Rei­se schi­cken. Der aktu­el­le Stand im Dezem­ber: 23 Lkw. Vor Ort wird das Mate­ri­al dann von den Semi­na­ris­ten des grie­chisch-katho­li­schen Pries­ter­se­mi­nars und ande­ren Hel­fe­rin­nen und Hel­fern mit klei­ne­ren Trans­por­tern und Pkw in die Dör­fer verteilt.

Wir erle­ben die Kraft und die Ein­heit zwi­schen uns und den Men­schen, die aus Ent­fer­nung für die Betrof­fe­nen beten“

Um die Wei­ter­ga­be zu erleich­tern, hat­ten die Kapu­zi­ner per­sön­lich im April zwei Klein­bus­se in die Ukrai­ne gebracht, die dort seit­dem für die Wei­ter­ver­tei­lung der Hilfs­gü­ter und den Trans­port von Ver­wun­de­ten ein­ge­setzt wer­den. „Wir lie­fern immer nur das, was wirk­lich vor Ort auch gebraucht wird“, betont Br. Jere­mi­as. Er küm­mert sich auch wei­ter­hin mit sei­nen Part­nern in Deutsch­land um die Orga­ni­sa­ti­on der Hil­fen, auch wenn er mitt­ler­wei­le nicht mehr in Müns­ter, son­dern in Alba­ni­en lebt.

„Ohne unse­re groß­ar­ti­gen Part­ner könn­ten wir vie­le Din­ge nicht schaf­fen“, sagt Br. Jere­mi­as. „Des­we­gen an die­ser Stel­le hier: Dan­ke für die Unter­stüt­zung!“ Vor Ort ist das Pries­ter­se­mi­nar in Lviv mit dem Sub­re­gens Mykhay­lo Plots­idem der Ansprech­part­ner. Von dort aus wer­den die Hilfs­gü­ter dann direkt ins Land wei­ter­ver­teilt. Gel­der und Sach­spen­den kom­men von hun­der­ten Unter­stüt­zern, die Beträ­ge zwi­schen 20 und 20.000 Euro zur Ver­fü­gung stell­ten. Ob es eine klei­ne Spen­de vor Ort in der Kir­che, medi­zi­ni­sches Mate­ri­al, ein Soli­da­ri­täts­kon­zert, Frie­dens­ge­be­te oder die Spen­de eines Fuß­ball­ver­eins wie dem SC Frei­burg ist: die Zahl der Unter­stüt­zer für die Ukrai­ne-Hil­fe der Kapu­zi­ner ist rie­sig und bunt. „Ich dan­ke Ihnen im Namen der Kapu­zi­ner, von gan­zem Her­zen!“, sagt Br. Moritz. Auch logis­tisch wer­den die Kapu­zi­ner durch enga­gier­te Part­ner unter­stützt, bei­spiels­wei­se durch den Ver­ein Not­tuln & Fri­ends, den Selbst­los e.V., die Ale­xia­ner GmbH, Paul Har­werth von Har­werth Trucks, Theo Gro­ße-Star­mann von der Königs­berg­hil­fe und Spe­di­teur Galy­na Malysh direkt aus Lviv.

Und 2023? „Solan­ge wir Spen­de­rin­nen und Spen­der haben, machen wir wei­ter!“, hofft Br. Jere­mi­as. „Ein Ende des Krie­ges in der Ukrai­ne ist bis jetzt nicht abzu­se­hen und anschlie­ßend wird es um einen Neu­an­fang gehen“, sagt Br. Moritz. „Auch wenn das Geld hier in Deutsch­land bei vie­len knap­per wird, hof­fe ich, dass die­je­ni­gen Men­schen, die ganz unmit­tel­bar unter dem Krieg lei­den, nicht ver­ges­sen werden.“

Hil­fe wird wei­ter­hin benö­tigt – in wel­cher Form auch immer. Br. Moritz: „Unter­stüt­zen Sie uns Kapu­zi­ner und unse­re Ukrai­ne-Hil­fe und öff­nen Sie auch wei­ter­hin Ihre Her­zen für das Leid der Men­schen!“ Und nicht nur eine Spen­de hilft: Die Kapu­zi­ner bit­ten Sie auch um Ihr Gebet. „Wir erle­ben die Kraft und die Ein­heit zwi­schen uns und den Men­schen, die aus Ent­fer­nung für die Betrof­fe­nen beten“, sagt Br. Jere­mi­as. „Bit­te unter­stüt­zen Sie uns des­we­gen auch, indem Sie im Gebet bei den betrof­fe­nen Men­schen sind!“

Den Arti­kel, der zuerst im Jah­res­ma­ga­zin 2022 erschie­nen ist, kön­nen Sie auch hier als PDF herunterladen. 

So kön­nen Sie helfen!
Kon­to: Deut­sche Kapuzinerprovinz
IBAN: DE87 4006 0265 0003 2133 02
BIC: GENODEF1M05
Ver­wen­dungs­zweck: Ukraine-Hilfe

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